Claudia Kugler legt mit ihrer Publikation „Scroll“ ein umfangreiches Bild- und Textbuch vor, das ihre ausschließlich am Computer entwickelten Werke seit den 2000er Jahren zusammenfasst. Die Entscheidung, den Computer zur künstlerischen Bildproduktion einzusetzen, ist für Kuglers Werk konstitutiv – und eine Seltenheit in der zeitgenössischen Kunst. Während digitale Technologien immer tiefer in die individuelle Lebensführung eingreifen, spielt der Computer in der Kunst bisher nämlich nur eine untergeordnete Rolle. Statt ihn künstlerisch etwa mit Lev Manovich als „Metamedium“ zu reflektieren, dient er auch im Kunstbetrieb vor allem als Büromaschine. Viel zu selten wird seine Tauglichkeit als Werkzeug und Medium der zeitgenössischen Kunst in Auseinandersetzung mit der langen Geschichte der Bildkunst überprüft.
Kugler beschränkt sich auf handelsübliche Geräte und Software, ohne sich dem digitalen Wettrüsten auszusetzen, das die Tech-Giganten ihren Usern mit jedem neuen Update aufzwingen. Der Künstlerin geht es darum, sich die umfassende Computerisierung des Visuellen zunutze zu machen. Gleichwohl stellt Kugler keine Medienkunst her, sondern arbeitet bewusst an einer zeitgemäßen „Bild“-Kunst. Dies schließt auch die Ausgabe der Arbeiten mit ein, die vorrangig als Druck, fotografischer C-Print oder Bewegtbild für anlassbezogene Präsentationen realisiert werden. Die direkte Begegnung mit künstlerischen Arbeiten im Display der Ausstellung, im öffentlichen Raum oder am Monitor wird immer mitgedacht. Das betrifft auch die „Werk- und Wertform“ der Arbeiten, wenn sie als Unikat oder unlimitierte Auflage kursieren.
„Scroll“ handelt von einem gleichermaßen technischen und künstlerischen Entwicklungsprozess, der sich im Spannungsfeld von ‚angewandter‘ und ‚freier‘ Kunst entfaltet. Der Kunsthistoriker und Autor Thorsten Schneider fächert dieses Bezugssystem als essayistisches „A-B-CK“ auf. Anhand einzelner Arbeiten und Werkgruppen werden Kuglers künstlerische Verfahren und Darstellungsweisen vom animierten GIF bis zur Rauminstallation profiliert. Damit fordert die Künstlerin etablierte Kunstbegriffe und deren „genuine Visualität“ trickreich heraus. Der Autor und Ausstellungsmacher Hans-Jürgen Hafner unternimmt in seinem Essay „Kontur und Kontext“ eine zeit- und medienhistorische Einordnung des Oeuvres. Für Kugler war „der Computer nicht einfach auf wundersame Weise da (…) und alle Probleme damit gelöst.“ Vielmehr galt es „erst mal herausfinden, wozu das Gerät und seine Programme alles gut sein können, um so allerdings immer auch auf neue Probleme zu stoßen.“ Hafner zeigt, wie die Künstlerin aus solch praktischen Problemen über die letzten zwei Jahrzehnte hinweg ein künstlerisches Programm entwickelte.
Claudia Kugler (Jg. 1969) hat Grafikdesign und an der AdBK Nürnberg sowie der HFG Karlsruhe freie Kunst studiert. Sie hat zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen realisiert, darunter auch eine Reihe eigener kuratorischer Projekte. Neben ihrer künstlerischen Arbeit betreibt Kugler mit cmk.xyz ein Büro für Gestaltung in Berlin, das auch die Gestaltung von „Scroll“ übernahm.
Mit der von Wolfgang Brauneis herausgegebenen Publikation beginnt ein neues Kapitel für das Institut für Betrachtung (IFB). Die 2014 gegründete Recherche- und Vermittlungsplattform, an der neben Brauneis, Hafner und Schneider auch der Künstler Philipp Höning mitwirkt, wird mit IFB Publikationen künftig eigene Buchpublikationen sowie kunstkritische Essays vorlegen.
Das Leben, es ist gut.
Su Jin Bae, Philipp Höning, Jonathan Lemke
Atelier- und Galeriehaus Defet, Nürnberg
Die Ausstellung ist Do bis Sa von 11 bis 20 Uhr geöffnet.
Mit dem Institut für Betrachtung möchten wir einen Ort zur Analyse und Vermittlung von zeitgenössischer Kunst- und Kulturproduktion im weitesten Sinne schaffen. Auch wenn die Idee zur Gründung des IFB aus der langjährigen Beschäftigung mit dem System „Bildende Kunst“ resultiert, bewegen wir uns mit unseren Projekten – sowohl im Sinne der Unterhaltung als auch der Erkenntnis – oft lateral zum gängigen Kunstbetriebsbegriff. Wir möchten mit dem Institut für Betrachtung den Versuch unternehmen eine kulturelle Praxis- und Vermittlungsform zu institutionalisieren, die sich zum einen über die Engführung von sozialer Praxis und Theorie definiert und zum anderen einen Raum jenseits von akademisch, disziplinär, ideologisch oder ökonomisch motivierten Partikularinteressen schafft. Denn mittlerweile, so scheint es uns, geht es ums Ganze. Der Zeitpunkt für die Gründung einer eigenständigen, zum Großteil privat finanzierten Einrichtung dieser Art scheint uns ein günstiger, ja überfälliger zu sein. Die traditionellen Orte der Vermittlung und Analyse befinden sich am Abgrund. Für viele Galerien, eine Handvoll Global Player ausgenommen, ist im Zuge der finanzpolitischen Erschütterungen der letzten Jahre der Raum für längerfristige Experimente oder diskursive Unterfütterungen sehr klein geworden. Der dadurch begünstigten Entwicklung, dass Kunstkritik zur diskursiven Einbahnstraße verkürzt wird, versuchen wir uns durch unsere Praxis ebenso entgegenzustellen wie dem Phänomen von professioneller Kunstreflexion als Luxusveranstaltung.
Momentan beschäftigen wir uns am IFB mit drei programmatische Schwerpunkten: Erstens interessiert uns das Verhältnis von Erzeugnissen aus dem Bereich der zeitgenössischen Bildenden Kunst im engeren Sinne und anderweitigen zeitgenössischen Produktionsmöglichkeiten und Produktionsbedingungen. Das betrifft (sub-)kulturelle Äußerungsformen ebenso wie technische Neuerungen. Sinn und Zweck dieses Abgleichs ist die Untersuchung des Zeitgenossenschaftsanspruch der zeitgenössischen Kunst des 21. Jahrhunderts. Zweitens möchten wir uns mit der Frage beschäftigen, wie und von wo aus über zeitgenössische Kunst gesprochen und geschrieben, wie also Bedeutung und Wert konstruiert wird. Das scheint uns in der von Zeitdruck und Interessenpolitik beeinträchtigten Kunstkritik zuletzt zu kurz zu gekommen zu sein. Wir werden uns die Zeit nehmen, die wir für einen zweiten Blick und ein bedächtiges Drehen des Kopfes benötigen. Und drittens wollen wir das Prinzip der Revision geltend machen. Unser archäologisches Interesse reicht zurück bis zu dem Beginn der Moderne und trägt hoffentlich dazu bei, von hegemonialer Kunstgeschichtsschreibung Vergessenes und Verschobenes ans Tageslicht zu bringen. Darüber hinaus möchten wir bislang übersehene Verknüpfungen zwischen Kunst-, Kultur- und Sozialgeschichte präsentieren.
Auf unserer Webseite veröffentlichen wir Radiosendungen und Artikel, Ausstellungs- und Buchrezensionen ("Journal") sowie eine kommentierte Linksammlung zum aktuellen Geschehen, inklusive Schlagwort- und Volltextsuche ("Tribüne"). An wechselnden Orten, unter anderem bei a-Musik in Köln, werden Vorträge, Diskussionsrunden, Filmvorführungen, Ausstellungen und salonähnliche Veranstaltungen organisiert. Das IFB soll als ein Ort dienen, an dem idealerweise Kunst in den Lebensalltag geholt und Theorie mit Praxis kurzgeschlossen werden kann. Zu diesem Zweck wird das Institut für Betrachtung auch regelmäßig auf Reisen gehen, um auch abseits der hegemonialen Zentren der Kulturproduktion und -rezeption zu agieren. Wir sind von der Idee fasziniert sowohl Angst als auch Freudlosigkeit, die beide den gegenwärtigen Kunstbetrieb prägen, hinter uns zu lassen und dazu beizutragen, dass das, was die Beschäftigung mit zeitgenössischer Kunst bedeuten kann, am Lodern gehalten wird.
Claudia Kugler legt mit ihrer Publikation „Scroll“ ein umfangreiches Bild- und Textbuch vor, das ihre ausschließlich am Computer entwickelten Werke seit den 2000er Jahren zusammenfasst. Die Entscheidung, den Computer zur künstlerischen Bildproduktion einzusetzen, ist für Kuglers Werk konstitutiv – und eine Seltenheit in der zeitgenössischen Kunst. Während digitale Technologien immer tiefer in die individuelle Lebensführung eingreifen, spielt der Computer in der Kunst bisher nämlich nur eine untergeordnete Rolle. Statt ihn künstlerisch etwa mit Lev Manovich als „Metamedium“ zu reflektieren, dient er auch im Kunstbetrieb vor allem als Büromaschine. Viel zu selten wird seine Tauglichkeit als Werkzeug und Medium der zeitgenössischen Kunst in Auseinandersetzung mit der langen Geschichte der Bildkunst überprüft.
Kugler beschränkt sich auf handelsübliche Geräte und Software, ohne sich dem digitalen Wettrüsten auszusetzen, das die Tech-Giganten ihren Usern mit jedem neuen Update aufzwingen. Der Künstlerin geht es darum, sich die umfassende Computerisierung des Visuellen zunutze zu machen. Gleichwohl stellt Kugler keine Medienkunst her, sondern arbeitet bewusst an einer zeitgemäßen „Bild“-Kunst. Dies schließt auch die Ausgabe der Arbeiten mit ein, die vorrangig als Druck, fotografischer C-Print oder Bewegtbild für anlassbezogene Präsentationen realisiert werden. Die direkte Begegnung mit künstlerischen Arbeiten im Display der Ausstellung, im öffentlichen Raum oder am Monitor wird immer mitgedacht. Das betrifft auch die „Werk- und Wertform“ der Arbeiten, wenn sie als Unikat oder unlimitierte Auflage kursieren.
„Scroll“ handelt von einem gleichermaßen technischen und künstlerischen Entwicklungsprozess, der sich im Spannungsfeld von ‚angewandter‘ und ‚freier‘ Kunst entfaltet. Der Kunsthistoriker und Autor Thorsten Schneider fächert dieses Bezugssystem als essayistisches „A-B-CK“ auf. Anhand einzelner Arbeiten und Werkgruppen werden Kuglers künstlerische Verfahren und Darstellungsweisen vom animierten GIF bis zur Rauminstallation profiliert. Damit fordert die Künstlerin etablierte Kunstbegriffe und deren „genuine Visualität“ trickreich heraus. Der Autor und Ausstellungsmacher Hans-Jürgen Hafner unternimmt in seinem Essay „Kontur und Kontext“ eine zeit- und medienhistorische Einordnung des Oeuvres. Für Kugler war „der Computer nicht einfach auf wundersame Weise da (…) und alle Probleme damit gelöst.“ Vielmehr galt es „erst mal herausfinden, wozu das Gerät und seine Programme alles gut sein können, um so allerdings immer auch auf neue Probleme zu stoßen.“ Hafner zeigt, wie die Künstlerin aus solch praktischen Problemen über die letzten zwei Jahrzehnte hinweg ein künstlerisches Programm entwickelte.
Claudia Kugler (Jg. 1969) hat Grafikdesign und an der AdBK Nürnberg sowie der HFG Karlsruhe freie Kunst studiert. Sie hat zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen realisiert, darunter auch eine Reihe eigener kuratorischer Projekte. Neben ihrer künstlerischen Arbeit betreibt Kugler mit cmk.xyz ein Büro für Gestaltung in Berlin, das auch die Gestaltung von „Scroll“ übernahm.
Mit der von Wolfgang Brauneis herausgegebenen Publikation beginnt ein neues Kapitel für das Institut für Betrachtung (IFB). Die 2014 gegründete Recherche- und Vermittlungsplattform, an der neben Brauneis, Hafner und Schneider auch der Künstler Philipp Höning mitwirkt, wird mit IFB Publikationen künftig eigene Buchpublikationen sowie kunstkritische Essays vorlegen.
Das Leben, es ist gut.
Su Jin Bae, Philipp Höning, Jonathan Lemke
Atelier- und Galeriehaus Defet, Nürnberg
Die Ausstellung ist Do bis Sa von 11 bis 20 Uhr geöffnet.
Mit dem Institut für Betrachtung möchten wir einen Ort zur Analyse und Vermittlung von zeitgenössischer Kunst- und Kulturproduktion im weitesten Sinne schaffen. Auch wenn die Idee zur Gründung des IFB aus der langjährigen Beschäftigung mit dem System „Bildende Kunst“ resultiert, bewegen wir uns mit unseren Projekten – sowohl im Sinne der Unterhaltung als auch der Erkenntnis – oft lateral zum gängigen Kunstbetriebsbegriff. Wir möchten mit dem Institut für Betrachtung den Versuch unternehmen eine kulturelle Praxis- und Vermittlungsform zu institutionalisieren, die sich zum einen über die Engführung von sozialer Praxis und Theorie definiert und zum anderen einen Raum jenseits von akademisch, disziplinär, ideologisch oder ökonomisch motivierten Partikularinteressen schafft. Denn mittlerweile, so scheint es uns, geht es ums Ganze. Der Zeitpunkt für die Gründung einer eigenständigen, zum Großteil privat finanzierten Einrichtung dieser Art scheint uns ein günstiger, ja überfälliger zu sein. Die traditionellen Orte der Vermittlung und Analyse befinden sich am Abgrund. Für viele Galerien, eine Handvoll Global Player ausgenommen, ist im Zuge der finanzpolitischen Erschütterungen der letzten Jahre der Raum für längerfristige Experimente oder diskursive Unterfütterungen sehr klein geworden. Der dadurch begünstigten Entwicklung, dass Kunstkritik zur diskursiven Einbahnstraße verkürzt wird, versuchen wir uns durch unsere Praxis ebenso entgegenzustellen wie dem Phänomen von professioneller Kunstreflexion als Luxusveranstaltung.
Momentan beschäftigen wir uns am IFB mit drei programmatische Schwerpunkten: Erstens interessiert uns das Verhältnis von Erzeugnissen aus dem Bereich der zeitgenössischen Bildenden Kunst im engeren Sinne und anderweitigen zeitgenössischen Produktionsmöglichkeiten und Produktionsbedingungen. Das betrifft (sub-)kulturelle Äußerungsformen ebenso wie technische Neuerungen. Sinn und Zweck dieses Abgleichs ist die Untersuchung des Zeitgenossenschaftsanspruch der zeitgenössischen Kunst des 21. Jahrhunderts. Zweitens möchten wir uns mit der Frage beschäftigen, wie und von wo aus über zeitgenössische Kunst gesprochen und geschrieben, wie also Bedeutung und Wert konstruiert wird. Das scheint uns in der von Zeitdruck und Interessenpolitik beeinträchtigten Kunstkritik zuletzt zu kurz zu gekommen zu sein. Wir werden uns die Zeit nehmen, die wir für einen zweiten Blick und ein bedächtiges Drehen des Kopfes benötigen. Und drittens wollen wir das Prinzip der Revision geltend machen. Unser archäologisches Interesse reicht zurück bis zu dem Beginn der Moderne und trägt hoffentlich dazu bei, von hegemonialer Kunstgeschichtsschreibung Vergessenes und Verschobenes ans Tageslicht zu bringen. Darüber hinaus möchten wir bislang übersehene Verknüpfungen zwischen Kunst-, Kultur- und Sozialgeschichte präsentieren.
Auf unserer Webseite veröffentlichen wir Radiosendungen und Artikel, Ausstellungs- und Buchrezensionen ("Journal") sowie eine kommentierte Linksammlung zum aktuellen Geschehen, inklusive Schlagwort- und Volltextsuche ("Tribüne"). An wechselnden Orten, unter anderem bei a-Musik in Köln, werden Vorträge, Diskussionsrunden, Filmvorführungen, Ausstellungen und salonähnliche Veranstaltungen organisiert. Das IFB soll als ein Ort dienen, an dem idealerweise Kunst in den Lebensalltag geholt und Theorie mit Praxis kurzgeschlossen werden kann. Zu diesem Zweck wird das Institut für Betrachtung auch regelmäßig auf Reisen gehen, um auch abseits der hegemonialen Zentren der Kulturproduktion und -rezeption zu agieren. Wir sind von der Idee fasziniert sowohl Angst als auch Freudlosigkeit, die beide den gegenwärtigen Kunstbetrieb prägen, hinter uns zu lassen und dazu beizutragen, dass das, was die Beschäftigung mit zeitgenössischer Kunst bedeuten kann, am Lodern gehalten wird.
Philipp Höning
Background Noise
In der aktuellen Folge des IFB-Radio streckt MethLife aka Philipp Höning seine Fühler in die Areale der Hintergrundmusik aus. Akustische Räume, die meist ungehört als Weltrauschen in Film- und Computerspielwelten auftauchen, Field Recordings, in akustische Phänomene verwandelte Vibrationen, Drones aus elektronischen Geräten stehen hier im akustischen Fokus. Zu den Küstler*innen zählen die bekannte Field-Recording-Künstlerin Jana Winderen, die künstlerische Forschung und Langzeitbeobachtungen in Musikproduktionen verwandelt und Chris Watson, der neben der Arbeit als Toningenieur für die BBC Feldaufnahmen in Zeit- und Raum-Kompositionen überführt. Aus dem Untergrund taucht der Klang-Archivar Crysknife007 auf, der systematisch die Klänge vertrauter Science-Fiction Umgebungen, hier die Nebukadnezar aus dem Blockbuster Matrix und Deckards Appartment aus Blade Runner in Einschlafhilfen für Nerds verwandelt (Ambient Geek Sleep Aids), und [Touch]-Künstler Budhaditya Chattopadhyay, der urbane Vibrationen in hörbaren Schall übersetzt..
Playlist:
Budhaditya Chattopadhyay - The Well-tempered City Book I (Touch, 2020)
Chris Watson - Weather Report (Touch, 2003)
Jana Winderen - The Wanderer (2016)
Jana Winderen - Out of Range (Touch, 2014)
Crysknife007 - The Matrix Nebuchadnezzar Ambient Ship Noise For 1 Hour (Exzerpt) (Selfrelease 20)
Crysknife007 - Blade Runner Ambience Deckard's Apartment #2 (Self-Release, 2014)
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Philipp Höning
Methlife. Nakagin Integration Co Ltd. Series Vol.1
Das Hörspiel „Nakagin Integration Co Ltd. Series Vol.1“ von Methlife aka Philipp Höning, bildender Künstler und Musiker aus Wuppertal, produziert. Auslöser für das Hörspiel ist der 1973 von Kisho Kurokawa erbaute Nagakin Capsule Tower in Tokio, den Höning gemeinsam mit Pia Bergerbusch, die in diesem Hörspiel auch als Sprecherin fungiert, einige Male während gemeinsamer Japanaufenthalte aufgesucht und filmisch, fotografisch und akustisch dokumentiert hat. Die Zerstörung des Nakagin Towers im vergangenen Jahr war nun der Anlass für diese Produktion, in der die Beschäftigung mit dem letztlich gescheiterten, gleichsam architektonischen und urbanistischen utopischen Potential des Gebäudes in einen Text mündete, der wiederum mit der Musik von Methlife und den Feldaufnahmen von Ort verwoben wird.
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Thorsten Krämer
Hier
In seinem Radio-Essay mit dem Titel „Hier‟ beschäftigt sich der Wuppertaler Schriftsteller Thorsten Krämer mit ästhetischen Ansätzen aus dem Bereich der Literatur und der zeitgenössischen Musik. Dabei untersucht er in einer Reihe von Variationen die Begriffspaare Klang und Stille, Raum und Zeit, Lyrik und Prosa – und schlägt einen Bogen von den Fragmenten der griechischen Dichterin Sappho bis hin zu den Shaking Studies der australischen Cellistin und Komponistin Judith Hamann.
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Hans-Jürgen Hafner & Thorsten Schneider
Was ist Kunstkritik?
Auf die Frage „Was ist Kunstkritik?“ gibt es viele Antworten: Je nachdem, in welchem Medium Kunstkritik erscheint, zu welchen Bedingungen sie zur Anwendung kommt und an wen sie sich richtet. Als Faustregel gilt: schlecht bezahlt sind Kunstkritik und gerade die klassische „Rezensionsarbeit“ fast immer. Umso mehr, weil es heißt, dass sich niemand mehr für Ausstellungsbesprechungen interessiert. Das sind beste Voraussetzungen für die aktuelle Sendung des IFB. Warum diesmal nicht unsere eigene Arbeit thematisieren und Kunstkritik ins bestmögliche Licht rücken?
Hans-Jürgen Hafner und Thorsten Schneider trafen sich dazu mit taz-Kulturredakteurin Sophie Jung. Die Berliner Kunsthistorikerin schreibt seit langem kunst- und architekturkritische Texte für die taz, die bekannteste Tageszeitung Deutschlands, die sich explizit für linke Perspektiven stark macht. Wie sich Redaktionsalltag mit kunstkritischer Rezensionsarbeit verträgt, welchen Ansprüchen Kunstkritik zwischen der leserfreundlichen Vermittlung komplexer künstlerischer Anliegen und akademischer Methodenvielfalt genügen muss, ist ebenso Thema des Gesprächs wie die im Zusammenhang mit der jüngsten Ausgabe der Documenta oft kritisierte deutschsprachige Kunstberichterstattung. Nicht zu vergessen, eine sich wandelnde Medienlandschaft, in der gerade die Printmedien ums Überleben kämpfen.
Moderation Wolfgang Brauneis, Mastering Philipp Höning, Konzeption Institut für Betrachtung.
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IFB Radio, Sophie Jung, Kunstkritik, taz,
Hans-Jürgen Hafner & Thorsten Schneider
Melton Prior Institut
Das Melton Prior Institut (http://www.meltonpriorinstitut.org/) "bildet die Grundlage für eine international ausgerichtete Forschung zur Geschichte der Reportagezeichnung und verwandter Drucktechniken. Es besteht derzeit aus einer im Entstehen begriffenen Sammlung von Originalzeichnungen, Druckgrafiken und Mappenwerken einschlägiger Künstler und zu einer Vielzahl von Themen sowie aus einer umfangreichen Bibliothek, die den Schwerpunkt auf die Dokumentation der grafischen Berichterstattung in der Frühphase des Buchdrucks legt.“ So unaufgeregt Alexander Roob und Clemens Krümmel ihre ausdauernde Arbeit zur transnationalen Geschichte der Reportagezeichnung beschreiben, so ungemein spannend sind die Erkenntnisse, die sie aus ihrer langjährigen Beschäftigung mit diesem bislang von kunsthistorischer Forschung sträflich vernachlässigten Medium ziehen. Abseits kanonisierter ‚Meisterwerke‘ erzählen sie eine andere populäre Geschichte moderner visueller Kultur, der es immer wieder gelingt, die zahllosen Verflechtungen zwischen Kunst und angewandter Bildproduktion in ihrer Komplexität aufzuzeigen. Hans-Jürgen Hafner und Thorsten Schneider hatten das Vergnügen eines ausgedehnten Gesprächs mit Roob und Krümmel, das schon jetzt nach einer Fortsetzung ruft.
Die Moderation besorgte, wie gewohnt Wolfgang Brauneis und das Mastering Philipp Höning.
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IFB Radio, Melton Prior Institut, Clemens Krümmel, Alexander Roob,
Hans-Jürgen Hafner & Thorsten Schneider
Die Wahrheit der Niederländischen Malerei
Mit seinem aktuellen Buch „Die Wahrheit der Niederländischen Malerei. Eine Archäologie der Gegenwartskunst“ hat Helmut Draxler einen sehr eigenständigen Beitrag zum Kunstdiskurs dieser Tage vorgelegt. Der Kunsthistoriker, Kritiker und Kurator Draxler, der sonst vor allem für seine profunden Analysen des zeitgenössischen Kunstgeschehens bekannt ist, greift damit weit über die gängigen Narrative des 'contemprorary art discours' hinaus und schafft Verbindungen zwischen kunsthistorischen und theoretischen Analysen. Hans-Jürgen Hafner und Thorsten Schneider unterhielten sich mit Draxler unter anderem über das Nachleben der niederländischen Malerei als Gegenwartskunst und den Konsequenzen, die sich daraus für eine aktuelle Kritik ergeben.
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Hans-Jürgen Hafner & Thorsten Schneider
Kunst nach der Shoah. Wolf Vostell im Dialog mit Boris Lurie
Anlässlich der von Dorothea Schöne und Eckhardt Gillen kuratierten Ausstellung „Kunst nach der Shoah. Wolf Vostell im Dialog mit Boris Lurie“, die im Berliner Kunsthaus Dahlem zu sehen ist, haben sich Hans-Jürgen Hafner und Thorsten Schneider mit Dorothea Schöne, der dortigen Leiterin, über die Thematisierung des Holocaust im Werk dieser beiden befreundeten, aus extrem unterschiedlichen Positionen agierenden Künstlern unterhalten – und darüber, was es bedeutet, eine Ausstellung zu diesem Thema just an diesem Ort, dem ehemaligen Staatsatelier von Arno Breker, dem erfolgreichsten Künstler des Nationalsozialismus, durchzuführen.
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IFB Radio, Dorothea Schöne, Kunsthaus Dahlem,
Philipp Höning
Éliane Radigue. Intermediary Spaces
Das Werk von Éliane Radigue lässt sich grob in drei Phasen unterteilen: Die frühen Tonbandarbeiten im Umfeld der Musique Concrète und Fluxus, eine lange Phase mit dem ARP 2500 Synthesizer, die die öffentliche Wahrnehmung ihres Werks maßgeblich geprägt hat, und seit den frühen 2000er Jahren die Zusammenarbeit mit klassisch ausgebildeten Musiker:innen, die ihre Kompositionen in kleinen und auch größeren Ensembles aufführen.
Über diese drei Werkphasen sowie ihre Zusammenarbeit mit Éliane Radigue unterhielt sich Philipp Höning mit Julia Eckhardt, Musikerin, Kuratorin, Dozentin sowie Gründungsmitglied und künstlerische Leiterin des Q-O2 workspace in Brüssel. Sie veröffentlichte 2019 bei Umland Editions das Buch Intermediary Spaces, ein biographisch angelegtes Gespräch mit Radigue.
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IFB Radio, Julia Eckhardt, Eliane Radigue,
Philipp Höning & Thorsten Schneider
Schwankungen der Füllhöhe
Thorsten Schneider und Philipp Höning im Gespräch mit Thorsten Krämer, der auch für die Musikauswahl sorgte.
"Im Museum der Zeit ist Thorsten Krämer ein großzügiger Spender. Zwischen Fiebertraum und kindlicher Melancholie erzählt er vom Leben und dessen Alltagsauswüchsen. Eine beiläufige, lyrische Autobiographie – aufrichtig und gleichzeitig mit kuriosem Blick auf das, was Liebe, Freundschaft oder eine allzu schnell vergessene Begegnung bedeuten. Die Geschichte eines Menschen, der mit schief gelegtem Kopf der Welt und ihrem Geschehen zuschaut. Schwankungen der Füllhöhe ist Zerstreuung, Abenteuer und Lebensratgeber, man muss es nur richtig herum lesen. Das Phantom der Einzigartigkeit ist in jedem zu Hause." (Zum Gedichtband "Schwankungen der Füllhöhe")
Playlist:
Sombres Miroirs, Pt. 2 - Bruno Duplant
April April May, No. 3 - Mary Halvorson Trio
Jailbreak the Tesla (feat. Aminé) - Injury Reserve
ist gefallen in den Schnee - Magnus Granberg & Skogen
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Hans-Jürgen Hafner & Thorsten Schneider
Die Theorieinstallationen der Jackson Pollock Bar
Anlässlich der Publikation zu den „ersten vier Theorieinstallationen der Jackson Pollock Bar 1993-95“ von Christian Matthiesen und dem Atelier Klaus Merkel unterhielten sich Hans-Jürgen Hafner und Thorsten Schneider mit dem bildenden Künstler Klaus Merkel über den Übergang zwischen Malereitheorien der 1980er Jahre und postkonzeptuellen künstlerischen Praktiken der 1990er Jahre. Im Anschluß daran ist die erste Theorieinstallation aus dem Jahr 1993 zu hören.
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Wolfgang Brauneis & Hans-Jürgen Hafner
Höllenschwarz und Sternenlicht
Im Zentrum der Ausstellung „Höllenschwarz und Sternenlicht. Dantes „Göttliche Komödie“ im Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin stehen Bildzyklen von Klaus Wrage, Ebba Holm und Andreas Siekmann. Während die Holzdrucke Wrages und die Linolschnitte Holms in den 1920er Jahren entstanden sind, überträgt Siekmann in seiner Digitaldruck-Serie „Die Exklusive“ (2002-11) Dantes und Vergils Reise durch die Hölle in die politische Gegenwart. Über Institutionskritik, Sammlungs- und Ausstellungspraxis, Kanonisierung, Revision und einiges andere haben sich Wolfgang Brauneis und Hans-Jürgen Hafner mit Andreas Schalhorn, Kunsthistoriker und Kurator der Ausstellung, und Andreas Siekmann unterhalten.
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IFB Radio, Andreas Schalhorn, Andreas Siekmann, Dante, Kupferstichkabinett Berlin,
Hans-Jürgen Hafner & Philipp Höning
Die documenta und 'der Osten'
Hans-Jürgen Hafner und Philipp Höning im Gespräch mit Alexia Pooth, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Ausstellung "documenta. Politik und Kunst" (Berlin, Deutsches Historisches Museum 2021/22), über die documenta und 'den Osten'.
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IFB Radio, Alexia Pooth, documenta,
Philipp Höning, Thorsten Schneider
Heinz Breloh
Anlässlich des 80. Geburtstags des bildenden Künstlers Heinz Breloh fand 2020/21 eine große Retrospektive im Kölner Museum Kolumba statt. In den 70er Jahren war der documenta-Teilnehmer Breloh, als er vor allem mit den Formaten Fotografie, Film und Performance erfolgreich war, bekannt. In den 80er und 90er Jahren, nach seiner Rückbesinnung auf skulpturale Arbeiten, vor allem in Gips und Keramik, geriet er jedoch in Vergessenheit. Philipp Höning und Thorsten Schneider haben sich mit dem Kunsthistoriker Malte Guttek, Co-Kurator der Ausstellung, über das Werk und den Nachlass von Heinz Breloh unterhalten.
Abb. Heinz Breloh, Lebensgröße Dresden, 1983 (Bochum, Foto Thorsten Schneider)
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IFB Radio, Heinz Breloh, Malte Guttek,
Philipp Höning
Goldene Zeiten
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IFB Radio, Anna Storm, Von der Heydt-Museum Wuppertal,
Philipp Höning & Thorsten Schneider
26 Jahre a-Musik
Die Feier zum 25jährigen Jubiläum von a-Musik musste 2020 pandemiebedingt ausfallen und kann hoffentlich 2022 nachgeholt werden. Die Wartezeit nutzen Philipp Höning und Thorsten Schneider, um sich mit Georg Odijk im vergangenen Jahr über die Laden-, Mailorder-, Label- und Vertriebsgründung 1995 und das, was sich seitdem verändert hat, zu unterhalten.
Playlist zur Sendung:
Psychic TV - Dead Cat
Boyd Rice, Frank Tovey - Easy Listening For The Hard Of Hearing - Extraction 1
Microstoria - Init Ding - Communerism
Autechre - Tri Repetae - Clipper
Psychic TV - Ultrahouse (The L.A. Connection) - White Dove
ทิดจ้อยปล่อยไก่ - ดาว บ้านดอน
Boyd Rice, Frank Tovey - Easy Listening For The Hard Of Hearing - Extraction 5
Henry Kawahara - Shaman - Mezame / The Invitation Of New World
Fennesz - Endless Summer - Made in Hong Kong
Sunn O))) Meets Nurse With Wound - The Iron Soul of Nothing - Ash on the tree {The Sudden Ebb Of A Diatribe}
Microstoria - Init Ding - Communerism
Eliane Radigue - Islas resonantes
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IFB Radio, a-Musik, Georg Odijk,
Thorsten Schneider & Hans-Jürgen Hafner
TITANOBOA
Anlässlich des Debütalbum „Porphyr“ von TITANOBOA, das im vergangenen Jahr auf a-Musik erschien und in der aktuellen Ausgabe des Meakusma Magazins besprochen wurde, haben sich Thorsten Schneider und Hans-Jürgen Hafner mit der Kölner Produzentin Melani Wratil unterhalten.
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IFB Radio, TITANOBOA, Melani Wratil,
Philipp Höning
Timothy Shearer. Dare To Dream Of Badly Tastes
Timothy Shearer ist bildender Künstler und Musiker aus Köln, geboren in Richmond, Virginia, USA. Er beschäftigt sich mit der klanglichen und visuellen Ästhetik des Horrorfilms seit den siebziger Jahren und hat auf Grundlage seiner Studien für die Septemberausgabe des Instituts für Betrachtung eine Playlist zusammengestellt, in der er eine Dramaturgie aus verschiedenen Elementen zusammengestellt hat, die dieses Thema umkreisen.
Die Playlist wird immer wieder von sprachlichen Elementen unterbrochen. Aussagen der Filmmusikpionierin Delia Derbyshire, die im Radiophonic Workshop der BBC arbeitete und dort das Sounddesign revolutionierte, werden hier neben Einträgen aus Shearers Traumtagebuch und Suzanne Cianis Sicht auf den Synthesizer nebeneinander zur Disposition gestellt.
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Philipp Höning
Sebastian Hammerschmidt. Mnemosyne Derivé. Ein Hörstück mit und über Béla Pablo Janssen
Für die Augustausgabe des Instituts für Betrachtung hat Sebastian Hammerschmidt ein Hörstück mit und über den Künstler Béla Pablo Janssen (BPJ) realisiert, das dessen Arbeitsprozesse ebenso umkreist wie Fragen künstlerischer Praxis.
Ausgangspunkt sind BPJs gleichermaßen reflexive wie vielseitige künstlerische Aktivitäten. Seine Arbeit umfasst interventionistische Aktionen im Stadtraum, oft mit deutlichen Bezügen zur Graffiti- und Skatekultur, Audio-Installationen mit rumpeligem DIY-Charme, ein am Post-Konzeptualismus genauso wie an der Nouvelle Vague geschultes dokumentarisches Fotografieren und Filmen, Publikationen im eigenen Spontan-Verlag, nicht zuletzt Zeichnungen, großformatige Malereien, Siebdrucke.
Dabei meint diese keinesfalls erschöpfende Liste nicht einfach getrennt nebeneinander herlaufende Gattungen, sondern die Arbeiten nehmen immer wieder aufeinander Bezug, entwickeln und reflektieren sich gegenseitig. Ein erstes Resümee dieser nicht nur vielseitigen, sondern bemerkenswert umfangreichen künstlerischen Arbeit zieht nun das im Kölner Salon Verlag erscheinende Künstlerbuch BÉLA PABLO.
Aus diesem Anlass ist ein Hörstück entstanden, das aus den Archivbeständen des Künstlers schöpft, auf Gespräche mit und über den Künstler zurückgreift und sie mit theoretisch-poetischen Versatzstücken sowie unterschiedlichstem musikalischem Material kombiniert. Indem das Hörstück dabei nicht nur mit einer Vielzahl von Stimmen über und zu dem Werk spricht, sondern sich seinen Konstruktionsprinzipien anähnelt und sie in ihren Verästelungen klanglich nachvollzieht – irgendwo zwischen Geisterbeschwörung, Portrait of the artist as a young man und artistischer Mimikry – ist es sowohl Porträt als auch Reflexion künstlerischer Praxis.
Konzeption und Regie: Sebastian Hammerschmidt
Sprecher_innen: Antonia Bockelmann, Sebastian Hammerschmidt, BPJ
Mit: Marco Alber, Romain Beaudot, Sophie de Langloy, Mike Meiré, Raissa Sounou, Mara Stock
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IFB Radio, Sebastian Hammerschmidt, Béla Pablo Janssen,
Sonae
Sommer. Eine künstlerische Beschäftigung
Im Sommer 2020 produziert Sonae ein Sommeralbum für das französische Label l a a p s, das im Sommer 2021 erscheinen wird. Dafür hat sie sich mit dem Motiv in Musik und Film beschäftigt und mit dem Wandel des Verständnisses von Sommer. Diese Episode des IFB ist ein Auszug dieser Beschäftigung.
Superdiscount: Etienne de Crecry - Prix Choc
Caribou - Sun
Richard Ojijo - Nola
Antonio Vivaldi - Sommer - Max Richter Recomposed
Seabuckthorn - Towards the Warmth
Daedelus - Sunflower Stems
Miles Davis - Concierto de Aranjuez
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Thorsten Schneider, Philipp Höning
Die Zukunft der SPD. Ein Gespräch mit Ina Wudtke und Hans-Jürgen Hafner
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IFB Radio, Die Zukunft der SPD, Ina Wudtke,
Thorsten Schneider, Philipp Höning
Die Zukunft der SPD. Ein Gespräch mit Suse Weber und Hans-Jürgen Hafner
Die Ausstellung „Die Zukunft der SPD” – kuratiert von Hans-Jürgen Hafner und Gunter Reski und aufgeführt im Herbst 2019 in der Zwinger Galerie in Berlin - möchte die Frage nach der Zukunft der SPD stellen, indem sie, ganz und gar unironisch, behauptet, dass die SPD eine Zukunft habe. Dabei weiß das von Hans-Jürgen Hafner und Gunter Reski initiierte und demnächst auf Tour gehende Projekt nicht einmal von sich selbst so genau von welcher Sorte es ist: eine thematische und/oder kommerzielle Ausstellung, ein längst überflüssiger oder dringend zu startender Diskurs, ein Politikberatungsseminar von und für Künstler*innen, die Outlines einer Utopie, ideelle Selbstausbeutung oder ein Marketing-Stunt für ein nicht vorhandenes Produkt? Die an dem Projekt Beteiligten sind der Einladung gefolgt, Stellung zu einer Hypothese zu beziehen.
Thorsten Schneider und Philipp Höning trafen sich via Konferenzschaltung mit dem Kurator Hans-Jürgen Hafner und einigen an der Ausstellung beteiligten Künstlerinnen und Künstlern. Diesmal begegnen wir der Künstlerin Suse Weber aus Berlin und befragen sie nach ihrem Zugang zum Projekt.
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IFB Radio, Die Zukunft der SPD, Suse Weber,
Philipp Höning
Sonae. Kummer und künstlerische Arbeit
Sonae - I Know A Fish
Loscil - Endless Falls
Simon and Garfunkel - Sound Of Silence (Ausschnitt)
Derek Piotr - Main Body (Sonae Rmx)
Nokuit - Trappped (Sonae Rmx)
Apparat feat. Soap and Skin - Goodbye
Apparat - Candil de la Calle
Arvo Pärt - Spiegel im Spiegel
Massive Attack - Unfinished Sympathie
Sonae - Running After A Butterfly
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Philipp Höning & Wolfgang Brauneis
Sonae. Music For People Who Shave Their Heads
Rasierte Schädel und Undercuts umgaben Sonae schon lange, mal als Ausdruck von LGTBQ+ Zugehörigkeit, als feministisches Statement, als Fetisch Erkennungszeichen. Dann rasierte sich ihre Tochter den Kopf und ein Kumpel sprach von “Berghain Techno-Glatzen” – es machte Klick, der Titel für mein nächstes Album stand fest. Und die reflektive Arbeit begann.
Music For People Who Shave Their Heads. Die Schädelrasur als kulturelle Praxis. Rezeption von Symbolen und was das über unsere kulturelle Sozialisation sagt. Und die Frage, wie weit künstlerische Arbeit hinsichtlich der Aspekte Recherche, Diskurs und Vermittlung gehen kann, soll oder gar muss.
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Wolfgang Brauneis & Thorsten Schneider
Risse im Stein. Die Trauernde und das Gedenken in Oberhausen
Für die Dezemberausgabe der IFB-Sendung trafen sich Wolfgang Brauneis und Thorsten Schneider in Oberhausen mit Clemens Heinrichs, Leiter des dortigen Bunkermuseums sowie der NS-Gedenkhalle. Anlass des Gesprächs war die Ausstellung „Risse im Stein“, die sich mit der Karriere des bereits im Nationalsozialismus renommierten, „gottbegnadeten“ Bildhauers Willy Meller im Allgemeinen und seiner Skulptur „Die Trauernde“, die zur Eröffnung der NS-Gedenkhalle 1962 enthüllt wurde, im Besonderen beschäftigt. „Risse im Stein“ behandelt exemplarisch das Thema der kunst- und kulturgeschichtlichen Kontinutitäten zwischen dem „Dritten Reich“ und der Bundesrepublik ist noch bis 1. März in Oberhausen zu sehen.
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IFB Radio, Clemens Heinrichs, Willy Meller,
Philipp Höning
Philipp Höning. Skullsplitter
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Philipp Höning
Jonathan Lemke. Preaching to the converted
In der Oktoberausgabe des Instituts für Betrachtung versucht der bildende Künstler Jonathan Lemke (Amsterdam) in einem Audioessay, Neofolk und Post-Industrial über die Ideen aus dem frühen Industrial (Throbbing Gristle, Laibach) nachvollziehbar zu machen. Er legt hierbei einen Schwerpunkt auf diverse Formen von Überschreitungen, auf theatralische, musikalische und theoretische Ideen, die in den entsprechenden Milieus wichtig waren.Das Feature endet mit einer Abhandlung über Death In June, die mit ebendiesen Ideen in Zusammenhang gebracht werden.
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Thorsten Schneider & Philipp Höning
Jonas Engelmann und Holger Adam. testcard - Utopien
In der Septemberausgabe des Instituts für Betrachtung stellen die beiden testcard-Redakteure Holger Adam und Jonas Engelmann ihre aktuelle Ausgabe vor und unterhalten sich ausführlich mit Thorsten Schneider und Philipp Höning über das Projekt Testcard und das Thema der aktuellen Ausgabe, Utopien.
Das Interview führten Philipp Höning und Thorsten Schneider, der auch für die zweite Ausgabe des Meakusma Magazins eine ausführliche Rezension zu dieser testcard-Nummer verfasst hat. Der mitgeschnittene Vortrag fand am 17. August bei a-Musik im Rahmen der regelmäßig dort stattfindenden Musikvortragsreihe statt, die vom IFB organisiert werden.
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Philipp Höning & Wolfgang Brauneis
Philipp Höning. Futurismus - eine neoliberale Alternative zur Zukunft
In der August-Ausgabe der IFB-Sendung präsentiert Philip Höning eine Audioversion seines gleichnamigen Essays, der in der ersten Ausgabe des Meakusma Magazins erschienen ist. Es geht dabei um die Frage der Zukunft als ästhetische Form - ausgehend von einem Besuch des Stadtviertels Odaiba, das inmitten der Bucht von Tokyo liegt.
Playlist zur Sendung:
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Hans-Jürgen Hafner & Wolfgang Brauneis
Hans-Jürgen Hafner. Crossing Various Fields
Am Vorabend seines Vortrags über La Monte Youngs Anthology bei a-Musik in Köln und im Nachgang auf seinen entsprechenden Artikel im Meakusma Magazin sprach Hans-Jürgen Hafner (Berlin) in der Juliausgabe des Instituts für Betrachtung über die Musik von Henry Flynt und La Monte Young im New York der 1960er Jahre.
Playlist zur Sendung:
Hoyt "Floyd" Ming And His Pep-Steppers, Indian War Whoop (Harry Smith: Anthology of American Folk Music – Social Music 2LP, Folkways 1952, Re-Release Doxy 2007)
Henry Flynt, Acoustic Hillbilly Jive (Backporch Hillbilly Blues Vol. 1 LP, Locust Music 2009)
Bo Diddley, Bo Diddley (I’m a Man Checker 10“, MCA 1955, Re-Release 7” Universal-Island Rec. 2005)
The Drifters, Sweets for My Sweet (Sweets for My Sweet/Loneliness of Happines 7”, Atlantic 1961)
John Cage, First Construction (in Metal) (Les Percussions de Strasbourg: Americana LP, Philips 1970)
George Maciunas: Piano Piece #13 (Carpenter’s Piece) for Nam June Paik (Sonic Youth: Goodbye 20th Century 2LP, Sonic Youth Records 1999)
orig.: Première partie Goli de Zébénan (1. Avant l’arrivée du masque, 2. Arrivée et danse de Goli) (V. A. Côte d’Ivoire: Musique des Baoulè – Kodè LP, Re-Release harmonia mundi 1982)
Henry Flynt: Graduation (Graduation LP, Superior Viaduct 2001)
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IFB Radio, La Monte Young, Henry Flynt, Meakusma Magazin,
Wolfgang Brauneis
Catherine Christer Hennix, Selected Early Keyboard Works
In der Juni-Ausgabe der IFB-Sendung beschäftigt sich Wolfgang Brauneis mit Catherine Christer Hennix und weitet die ausführliche Rezension ihrer „Selected Early Keyboard Works“, die kürzlich in der erste Ausgabe des Meakusma Magazins erschienen ist, zu einer Art Audioreview aus.
Playlist zur Sendung:
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IFB Radio, Catherine Christer Hennix, Meakusma Magazin,
Thorsten Schneider & Philipp Höning
exc. Im Gespräch mit Henning Arend & Patrick Vogt
In der Mai-Ausgabe der IFB-Sendung unterhielten wir uns im dublab-Studio mit Henning Arend und Patrick Vogt über exc, einen Zusammenschluss aus Künstler/innen, Gestalterer/innen und Musiker/innen, die die seit 2011 als "impersonal figure for ephemeral monumentalism, iconic dynamism and critical ornaments" gemeinsam arbeiten. Seit zwei Jahren betreibt exc den Showroom "papier und gelb" in einem Hinterhof in Düsseldorf und kuratiert dort regelmäßig Präsentationen von Künstlerbüchern und Konzerte elektronischer Musik.
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IFB Radio, exc, Henning Arend, Patrick Vogt,
Thorsten Schneider & Philipp Höning
Matthias Schamp. Im Gespräch mit Thorsten Schneider und Philipp Höning
In der März-Ausgabe des Institut für Betrachtung unterhielten sich Philipp Höning und Thorsten Schneider mit dem Bochumer Künstler und Literaten Matthias Schamp, der sich selbst auch gerne als Ampelperformer, Zeichengeber oder Kontext-Hopper bezeichnet und in seinen Arbeiten High-Culture und Triviales gleichermaßen durchstreift. Er will sich nicht auf zu enge Genrekonventionen festlegen lassen – Kunst ist für ihn, wie er im Gespräch erklärt, eher Strukturbegriff denn Essenz.
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Philipp Höning & Pia Bergerbusch
Philipp Höning. Idoru - ein Gespräch mit Pierre Jean Colar
In der Februar-Ausgabe der IFB-Radiosendung strahlen wir ein in Tokyo aufgenommenes Interview mit Pierre-Jean Colar aus. Der in Paris lebende Anthropologe befindet sich aktuell im Rahmen seiner Feldforschung zum Thema Pornoindustrie und Idolkultur in Japan und beschäftigt sich mit der Frage, wann emotionale Arbeit in Ausbeutung umschlägt und wie durchlässig die Entertainmentindustrie für verschiedene Klassen der japanischen Gesellschaft ist.
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IFB Radio, Idoru, Pierre Jean Colar, Philipp Höning,
Thorsten Schneider & Wolfgang Brauneis
Christian Werthschulte. Mark Fishers Acid Kommunismus
Für die Januar-Ausgabe der IFB-Radiosendung hat der Kölner Journalist und Musikkritiker Christian Werthschulte einen Audioessay über Mark Fishers posthum veröffentlichten Text "Acid Communism" produziert, der im Herbst, von Werthschulte selbst übersetzt, in "K-Punk", einem Sammelband mit Texten von Fisher, bei Edition Tiamat erscheinen wird.
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IFB Radio, Mark Fisher, Christian Werthschulte,
Thorsten Schneider & Wolfgang Brauneis
Herbert Achternbusch. Das Gespenst
Anlässlich der Ausstellung im kunstbunker Nürnberg sprachen Thorsten Schneider und Wolfgang Brauneis mit der Künstlerin Eva Raschpichler über Herbert Achterbusch. Da die beiden allerdings die Aufnahme versemmelt haben, unterhielten sie sich in der Dezember-Ausgabe der IFB-Radiosendung über das, was sie von der Organisatorin dieser großartigen Schau gelernt haben.
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IFB Radio, Eva Raschpichler, Herbert Achternbusch,
Wolfgang Brauneis & Thorsten Schneider
Lis Schröder. Autotune und Angst
In der November-Ausgabe der IFB-Radiosendung ist der Audioessay „Autotune und Angst“ der Bildenden Künstlerin, Musikerin und Autorin Lis Schröder zu hören, die einen Überblick über die zwanzigjährige Geschichte des Autotune-Effekts in Pop und Hip Hop mit der Frage nach dessen utopischen und dystopischen Gehalt kurzschließt.
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Philipp Höning & Wolfgang Brauneis
Philipp Höning. The End Of Dying
In der August-Ausgabe der IFB-Radiosendung hat Philipp Höning live aus dem temporär umgestalteten dublab-Büdchen sein Hörspiel "The End Of Dying" ausgestrahlt, das er parallel zu seiner gleichnamigen Arbeit produziert hat. Gelesen von Pia Bergerbusch und Jonathan Lemke, mit Musik von Multiple False Awakening (Philipp Höning) und Bomberjacke (Jonathan Lemke/René Haustein).
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Wolfgang Brauneis & Thorsten Schneider
Die Wait Watchers. Suspension of Disbelief
In der Juli-Ausgabe der IFB-Radiosendung haben wir für die erste Ausstrahlung aus dem dublab-Büdchenradio einen Mix mit Musik der Wait Watchers, der Combo Tim Berresheims, kredenzt, die ihr neues Album "Suspension of Disbelief" anlässlich seiner gleichnamigen Ausstellungen im Kunstmuseum Stuttgart und dem Neuen Aachener Kunstverein veröffentlichten.
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IFB Radio, Die Wait Watchers, Tim Berresheim,
Wolfgang Brauneis & Philipp Höning
Johannes Bendzulla. Pressespiegel zur zeitgenössischen Kunst
In der Juni-Ausgabe der IFB-Radiosendung für dublab.de haben wir uns mit dem bildenden Künstler und Kunstkritikexperten Johannes Bendzulla über den Stand der Kunstkritik im Allgemeinen und seinen zweiwöchentlich erscheinenden “Pressespiegel zur zeitgenössischen Kunst“ im Besonderen unterhalten.
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IFB Radio, Johannes Bendzulla, Pressespiegel zur zeitgenössischen Kunst,
Thorsten Schneider & Wolfgang Brauneis
Günter Peter Straschek. Emigration - Film - Politik
In der Mai-Ausgabe unserer monatlichen Radiosendung für dublab.de ist ein ausführliches Gespräch mit Julia Friedrich über die von ihr kuratierte Ausstellung "Günter Peter Straschek. Emigration – Politik – Film" zu hören.
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IFB Radio, Günter Peter Straschek, Julia Friedrich,
Hans-Jürgen Hafner
Analyse, gemeinfrei (zu Wolfgang Höbel, Gescheitert am bornierten Berlin. Spiegel Online, 13.04.2018)
Zum Berliner Theaterdesaster, der Causa Dercon, wäre eigentlich genug gesagt und ist schon viel zu viel Ähnliches geschrieben. Alleine, es betrifft nicht nur das Theater, es betrifft auch die Kunst – und, wie beim Theater, deren aktuelle Praxis wie die Institution. Viel ist gesagt, noch mehr geschrieben worden. Damit verträgt sich umso schlechter, dass die späte Analyse von Wolfgang Höbel auf Spiegel Online keine ist. Oder wie vertragen sich analytischer Anspruch und Pauschalisierung, die, beginnend mit dem Titel, tout Berlin als "borniert" wertet, "theaterbegeisterte Menschen" vor allem "jünger" und ausgerechnet ein Hoffnungsbündnis "aus Deutschland, Österreich und der Schweiz" sein lässt, die Lilienthal und Dercon am "Unmut vieler eher konservativer Menschen" gescheitert sehen will und "unsere Theater" als "im Großen und Ganzen Abspielstätten mehr oder weniger literarischer Texte" wähnt?
Was im Sinne polemischer Zuspitzung, wiewohl kein allzu aussichtsreiches Register für eine Analyse, durch Pauschalisierung vielleicht an Kontur gewönne, verrät eher schlecht progressivistisch kaschiertes Ressentiment. Sicher ist die Rolle der Berliner Kulturpolitik in der Causa Dercon zu kritisieren, und das gern auf Basis solider Recherche und daraus abgeleiteter Analyse. Wie sich Analyse, Pauschalisierung und Ressentiment allerdings mit der - nicht zu Unrecht geäußerten - Kritik an Tanzspaß, fadem Eröffnungsmix und lückenhaftem Spielplan vertragen? Ob Letzteres zur "Öffnung und Erneuerung der heimischen Theaterwelt" qualifiziert - um zumindest einer der vom Autor in dieses Text-Fanal gestreuten Agenden zu folgen? Über die Verwendung des national Possessiven “unser”, der Heimat-Trope wäre in der Tat ebenso gesondert zu diskutieren wie über die Insinuation, jüngere Theaterenthusiast_innen hätten sich ausgerechnet Dercon als den Retter des deutschsprachigen Theaters ausgesucht – speziell in seiner Funktion als Haus- und Finanzherr einer Bühne, welche die - so suggeriert der Autor - offenbar allzu konservativ textlastig/literarischen "Abspiele" eines Schlingensief, Pollesch, Fritsch etc. so lange und vor allem trotz zahlreichen und zum Teil bemerkenswert "jungen" Publikums hat aushalten, was sage ich, aussitzen müssen. Wer Pauschalisierung für ein probates Mittel der Analyse hält, der kann natürlich keine Angst vor Prophezeiungen haben - der Schlusssatz dieser, nun, Analyse sei insofern mit viel Verständnis dafür, dass Höbel unter den gegebenen Umständen auch mal an der Geschichte zumindest mitschreiben möchte, unter den Teppich gekehrt.
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Thorsten Schneider & Wolfgang Brauneis
Inke Arns. Im Gespräch mit Thorsten Schneider, Tina Dunkel und Lis Schröder
In der April-Ausgabe der Radiosendung des Institut für Betrachtung ist ein ausführliches Gespräch mit Inke Arns, Kuratorin und Künstlerische Leiterin des Hartware MedienKunstVereins, über die aktuelle Ausstellung „Afro-Tech and the Future of Re-invention“ zu hören, das Thorsten Schneider, gemeinsam mit Tina Dunkel und Lis Schröder, kürzlich mit ihr in Dortmund führte.
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IFB Radio, Inke Arns, Hartware MedienKunstVerein,
Thorsten Schneider & Wolfgang Brauneis
Hans-Jürgen Hafner. Nicht-Beruf, Nicht-Biografie, Nicht-Band aber... Eine Sendung über The Red Krayola
In der Januar-Ausgabe unserer Radioshow für dublab.de hatten wir Hans-Jürgen Hafner zu Gast, der eine einstündige Sendung über Mayo Thompsons Band/Projekt The Red Krayola kredenzt hat.
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IFB Radio, Hans-Jürgen Hafner, Mayo Thompson, The Red Krayola,
Thorsten Schneider & Wolfgang Brauneis
Fred Lonidier. Im Gespräch mit Hans-Jürgen Hafner und Wolfgang Brauneis
Unsere siebte Radiosendung für dublab.de beinhaltet ein sehr ausführliches Interview, das wir mit dem us-amerikanischen Künstler Fred Lonidier anlässlich seiner Ausstellung "N.A.F.T.A. (Not A Fair Trade For All)" im kunstbunker Nürnberg geführt haben. (The interview is in english.)
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Thorsten Schneider & Wolfgang Brauneis
Ed Atkins. Im Gespräch mit Thorsten Schneider und Georg Imdahl
In der sechsten Radiosendung für dublab.de haben wir mit dem britischen Künstler Ed Atkins vor seiner Münster Lecture unterhalten, zu der ihn Georg Imdahl eingeladen hatte. (The interview is in english.)
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IFB Radio, Ed Atkins, Georg Imdahl,
Thorsten Schneider & Wolfgang Brauneis
Hans-Jürgen Hafner. Im Gespräch über Katharina Sieverding
In unserer fünften Radiosendung auf dublab.de haben wir uns mit Hans-Jürgen über Katharina Sieverding unterhalten und im Anschluss darain eine Aufzeichnung seiner Laudatio gesendet, die er anlässlich der Verleihung des Käthe-Kollwitz-Preises an Sieverding im Juli diesen Jahres an der Berliner Akademie der Künste gehalten hat.
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IFB Radio, Hans-Jürgen Hafner, Katharina Sieverding,
Thorsten Schneider & Wolfgang Brauneis
Christian Werthschulte. Im Gespräch über Mark Fisher
Für unsere vierte Radiosendung auf dublab.de haben wir ein ausführlichen Interview mit dem Kölner Journalisten Christian Werthschulte über Leben und Werk des britischen Theoretikers Mark Fisher geführt.
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IFB Radio, Christian Werthschulte, Mark Fisher,
Thorsten Schneider & Wolfgang Brauneis
Tim Berresheim. Im Gespräch über Bildende Kunst und Digitalität
In der dritten Ausgabe der für dublab.de produzierten Radiosendung des Institut für Betrachtung gibt es ein ausführliches Interview mit dem Bildenden Künstler und Musiker Tim Berresheim über Kunst, Digitalität und ästhetische Praxis zu hören sowie einen Ausschnitt aus seinem musikalischen Werk.
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IFB Radio, Tim Berresheim, Digitalität,
Thorsten Schneider & Wolfgang Brauneis
Philipp Höning. Der Fashwave General und die Haunted Millenials
In der zweiten Radiosendung des Institut für Betrachtung für dublab.de ist eine überarbeitete Version von Philipp Hönings Audiovortrag über den Vaporwave/Fashwavekomplex zu hören, den er anlässlich der Eröffnung seiner Ausstellung "Memetic Warfare" bei a-Musik im April gehalten hat.
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IFB Radio, Philipp Höning, Vaporwave, Fashwave,
Hans-Jürgen Hafner
Zuerst die Musik, dann die Freunde (zu Stefan Heidenreich, Schafft die Kuratoren ab! Die Zeit, 21.06.2017)
Es ist ein merkwürdiges Fazit, das der Kunst- und Medienwissenschaftler Stefan Heidenreich in seinem Plädoyer „Schafft die Kuratoren ab!“ fürs Feuilleton der ZEIT zieht. Demnach wäre jeder (folgt man texttreu, männliche) Mensch nicht Künstler sondern Kurator. Zumindest ist dies die Lektion, die Heidenreich aus seiner medienwissenschaftlich kompetenten Beobachtung sozialer Medien gewonnen hat. Dort würde mittlerweile jeder seine eigenen Playlists, Freundeskreise und Bildersammlungen zusammenstellen und veröffentlichen - oder, in anderen Worten, kuratieren. Deshalb die radikaldemokratische Forderung, dass Museen, Kunstvereine und Kuratoren das Kuratieren überwinden sollen und stattdessen jedermann dazu zu ermächtigen - der es ja ohnehin schon tut.
Nun ja. 2017 ist Superkunstjahr. Da kommt angesichts von Documenta und Skulptur Projekte Münster, Biennale von Venedig und Made In Germany Hannover allein schon in Kerneuropa viel und vielleicht nicht unbedingt zwingend oder gar gut Kuratiertes zusammen. Abgesehen davon hat der Kurator länger schon die Rolle des Kritikers übernommen, wenn es, wie das Klischee will, um problematische Beziehungen speziell zu Künstlern geht. Kritik gab es zumal an der Documenta und ihrem Kurator in Fülle, nicht selten berechtigt, seltener mit guten Argumenten. Woher kommt aber Heidenreichs Brass auf den, entkoppelt vom Museumsbetrieb, vergleichsweise jungen Berufsstand des Kurators? Er weiß offenbar: „Kuratoren sind nicht rechenschaftspflichtig, schon gar nicht sind sie dem Publikum verpflichtet.“ Und er weiß auch: "Da allerdings die Geldmittel fürs Ausstellen knapper werden, hilft es, wenn Galerien und Sammler ihnen zur Seite springen. Das führt dazu, dass viele Ausstellungen zu Werbeveranstaltungen des Kunstmarktes herunterkommen.“
Tatsächlich hat man noch nicht gehört, dass Kuratoren für ihre Leistungen vom Publikum ausgebuht, von ihren Auftraggebern öffentlich die Epauletten von der Uniform gerissen worden wären. Sehr wohl hört, öfter sieht man, dass mitunter hinter den Türen, aber gerade auch auf der kulturpoltischen Bühne durchaus Kritik laut wird, wenn eine kuratierte Veranstaltung hinter den erwarteten Besucherzahlen zurückzubleiben droht. In der Tat hört man auch immer öfter, dass - leider gerade auch interessantere - Galerien schließen, und Museen ihr Programm reduzieren oder Öffnungszeiten verkürzen um angesichts knapper werdender Mittel ihren Betrieb halbwegs aufrecht erhalten zu können. Hilfe von Sammlerinnen und Sammlern wäre wahrscheinlich in Museen und Galerien recht. Im einen Falle hießen diese dann Unterstützer oder Gast, im anderen Kunde. Mit 37,5 Millionen Euro Budget ist die diesjährige Documenta mit bekanntermaßen zwei Spielorten, Athen und Kassel, ausgestattet, die Hälfte davon von deutschen Steuerzahler_innen erbracht. Knapp acht Millionen Euro standen den Skulptur Projekten Münster zur Verfügung, die gleichwohl mit stattlichen 650.000 Besucher_innen rechnen. Noch nie gab es insgesamt mehr Geld, mehr Quadratmeter, mehr Akteure für die Kunst. Noch nie war Kultur globaler und als global-simultane so umfassend kapitalistisch strukturiert wie heute. Das schützt vor Chauvinismus nicht: „Deutschland räumt ab!“ hieß es, im Habitus ähnlich plakativ wie bei Heidenreichs Text, angesichts zweimaliger Goldener Löwen für deutsche Künstler anlässlich der Venedig Biennale.
Aber es waren ja die Kuratoren, die zuallererst weg müssen, nicht das Kapital. Weil, auf den sozialen Netzwerken, die nebenbei in der Hand von wenigen global operierenden Konzernen liegen, kuratiert eh jeder und das ganz umsonst - in eigener Sache und dennoch öffentlich. Wäre Stefan Heidenreich Kurator und nicht Kunst- und Medienwissenschaftler, man möchte ihm seine Forderung abnehmen, vielleicht auch die löcherige, ressentimentgeladene Argumentation, auf der sie fußt, nachsehen. Wenn jeder kuratiert, ist klar, warum im Großen und Ganzen weder Staat noch Geld mehr damit zu machen sind. Wenn’s auf den sozialen Netzwerken so gut funktioniert, wozu dann überhaupt Museen, Kunstvereine unterhalten - im Netz sind wir alle gleich: Stefan Heidenreich, das Museum for Modern Art, Julia Stoschek, Ärzte ohne Grenzen, Donald Trump. Bloß, wenn am Ende jeder Kurator ist, wer ist dann noch Künstler - und wen sollte das überhaupt interessieren?
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http://www.zeit.de/2017/26/ausstellungen-kuratoren-kuenstler-macht/komplettansicht
Ausstellung, Stefan Heidenreich,
Thorsten Schneider & Wolfgang Brauneis
Otto Freundlich. Kosmischer Kommunismus
Anlässlich der ersten Radiosendung des Institut für Betrachtung für dublab.de unterhielten wir uns ausführlich mit Julia Friedrich, die im Museum Ludwig Köln die großartige Ausstellung "Otto Freundlich. Kosmischer Kommunismus" kuratiert hat.
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IFB Radio, Otto Freundlich, Julia Friedrich,
Hans-Jürgen Hafner
Buchpreisfrage (zu Kito Nedo, Print lebt. Süddeutsche Zeitung, 30.09.2016)
Erst im letzten Satz ist der Sprengstoff versteckt, der Kito Nedos erstaunten Überblick angesichts des von einer Handvoll internationaler Großgalerien angeheizten Trends unter dem eigenen Dach realisierter verlegerisch-publizistischer Großprojekte über die allfällige Diagnose hinaus brisant macht. Hat dieser Trend - mit allen Konsequenzen für die Informations- und Wissensökonomien der Kunst generell und alle daran Beteiligten - seinen Scheitelpunkt längst nicht überschritten, ist dies, wie Nedo schreibt, doch vor allem ein weiterer Baustein einer „paradoxen Minus-Ökonomie“, auf die 'der' Kunstmarkt bauen kann.
Paradox ist diese Ökonomie in der Tat, unerklärlich nicht. Der Künstlerkatalog ist eine Erfindung der Kunsthändler Ende des 19. Jahrhunderts. Damals ging es darum künstlerisch Neues, von den offiziellen Instanzen nicht Akzeptiertes durchzusetzen. Die regen verlegerisch-publizistischen Aktivitäten weniger big players - das deutet Nedo leider nur an - flankieren ein Geschäftsfeld, das sich so erst in den letzten eineinhalb, zwei Jahrzehnten etabliert hat: mit der flächendeckenden Aufarbeitung und Verwertung von Künstlernachlässen wurde Kunstgeschichte selbst zu einer Ware. Eine Ware, nach der es zudem eine Nachfrage gibt. Der Grund: die für ihr Zustandekommen wie ihre Revision zuständigen Stellen - vor allem die, zumindest in Europa, öffentlichen Museen aber auch die akademischen Instanzen - kommen ihrer Aufgabe immer weniger nach; oder es gelingt ihnen nicht mehr ihre zumindest akademisch immer besser werdende Arbeit in die öffentlichen Diskurse einzuspielen. Beides hat vor allem mit Geld aber auch mit Aufmerksamkeit zu tun.
Welches deutsche Kunstmuseum heute noch seinem Kernauftrag, dem Sammeln, Bewahren und der Präsentation von Kunst, noch nachkommt? Welches ihm noch - aufgrund falscher kulturpolitischer Rahmenstellung mindestens ebenso sehr wie aufgrund finanzieller Unterdeckung - noch nachkommen… darf? Umso besser also, wenn sich gut gemachte Kunstgeschichte bei den Händlern des Vertrauens zukaufen oder wenigstens anmieten lässt: Klingt Pettibon in den Deichtorhallen zwischen Großgalerie-initiierten Buchdeckeln nicht wie ein mit öffentlichen Geldern förderungswürdiges ‚sharing‘-Modell?
Einen wichtigen Punkt verschweigt Nedos Text: die "paradoxe Minus-Ökonomie“ war zumindest auf dem deutschen und österreichischen Kunstbuchmarkt schon immer ein Effekt verfehlter Förderpolitik, gepaart mit strukturell falschen wirtschaftlichen Vorstellungen. Seit Jahrzehnten ist ein beträchtlicher Teil der Kunstbuchproduktion massiv öffentlich gefördert, nicht selten aufgrund kommerzieller Interessen (von Händler- wie Sammlerseite) querfinanziert, a priori unwirtschaftlich. Kunstverlage profitieren von diesem Modell, machen ein Gros ihres Angebots voll vorfinanzierte Publikationen aus, deren Lagerung und Vertrieb man sich selbstredend bezahlen lässt. Wenn Nedo Verlagsaussteiger Christoph Keller zitiert, hat sich dessen Einschätzung nochmals verschärft: gespart wird entsprechend an allen Fronten der Produktion. Die Arbeit von Schreibern, aber auch zunehmend die von Fotografen, Grafikern, Übersetzern, Lithographen, Druckern und vor allem die der Künstler selbst wird flächendeckend immer weniger wert.
Einflusslos bleibt ‚die‘ Öffentlichkeit auf diese Dynamik natürlich umso länger, je mehr die Mär von ‚dem‘ Kunstmarkt oder gar ‚der‘ Kunst aufrecht erhalten wird. Alle drei setzen Beteiligung voraus. Mal nachzählen, wie viele sich beteiligen und wie viele davon profitieren.
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http://www.sueddeutsche.de/kultur/galerien-print-lebt-1.3186273
Kito Nedo, Kunstpublikationen,
Hans-Jürgen Hafner
Kunstmärkte und Wissenslücken (zu Olav Velthuis, Art, Capital & Avant-Garde)
Schon am 11. April wurde das Gespräch „Art and Capital“ zwischen dem in Amsterdam lehrenden Soziologen Olav Velthuis und der Kunstkritikerin Sarah Lookofsky über das von der für die aktuelle Ausgabe der Berlin Biennale kuratorisch verantwortlichen Künstlergruppe DIS betriebene Online-Magazin publiziert und parallel über Facebook kommuniziert.
Auf Facebook zum heutigen 21. Juli mit immerhin 76 Likes ausgestattet und 13mal geteilt, dürfte das Gespräch wohl vor allem für diejenigen neue Türen einrennen, die sich vor allem über Mainstreammedien und Feuilleton über den so genannten Kunstmarkt informieren. Gemessen an Methodik, Terminologie und Rechercheweise dürfte es selbst für die dort tätigen Expert_innen Neuland sein, wenn Velthuis die Idee des einen homogenen „Kunstmarkts“, der sich idiomatisch-hartnäckig selbst im informierteren Kunstsprech hält, zurückweist und stattdessen die Komplexität von Märkten betont, wie eben genau der Markt der Kunst zeigt. Seiner Meinung nach wäre es wichtig, alternative Verständnisweisen gegenüber einer hegemonialen Auffassung von Markt geltend zu machen, die sich dem Wirtschaft und öffentliches Bewusstsein gleichermaßen prägenden Klischee eines von Angebot und Nachfrage bestimmten Marktgesetzes widersetzen oder hinter individuellen Eigeninteressen eine Ratio ausmachen.
Wem das – und es sollten angesichts der kunstsoziologisch verfügbaren Informationen und deren kunsttheoretischer Reflexion ihrer Viele sein – wie kleines Einmaleins vorkommt, dürfte allerdings spätestens dann beunruhigt sein, wenn Velthuis – befragt zum Zusammenhang von Besitzverteilung und Kunstmarkt – folgende Rechnung aufmacht: Nach der Kunstmarktdatenbank Artprice hätten im letzten Jahrvi 52 Arbeiten von Jeff Koons, dem Rankinganführer der Artprice-Top-500, 115 Millionen Euro an Auktionsergebnissen eingespielt, vier von Sergej Jensen, dem Schlusslicht des Rankings, insgesamt 256.000 Euro. Nach Velthuis Vermutung wäre das ein Anzeichen, dass die Besitzverteilung zwischen dem wohlhabenden einen und den restlichen 99 Prozent in – um noch so ein unbrauchbares Wort einzuwerfen – der Kunstwelt noch ungerechter verteilt ist, als in anderen gesellschaftlichen Feldern. Dass sich Velthuis Kunst vor allem unter den Vorzeichen ihrer Warenwerdung, ihrer Kommodifizierung anschaut, sollte gerade für Akteure im künstlerischen Feld Anreiz sein, sich mit seinen Beobachtungen zu beschäftigen – auch wenn das mit „Art and Capital“ völlig unbrauchbar betitelte Gespräch an sich kaum Überraschungen aber auch wenig Grund zur Ablehnung des Gesagten bergen dürfte. Wo die Lücken zwischen Information und Wissen bzw. zwischen Wissen und Handeln zu suchen sind, dass die Verhältnisse, beileibe nicht nur im Feld der Kunst zunehmend aussichtloser erscheinen? Vielleicht liest man davon ja mal in Welt oder Monopol oder gewinnt einen Eindruck davon auf der aktuellen Berlin Biennale.
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http://dismagazine.com/disillusioned/78737/art-and-capital/
Olaf Velthuis, Sarah Lookofsky,
Hans-Jürgen Hafner
Fiktion Dada (zu Magnus Wieland, Wie die Nachwelt Dada erfand, Neue Zürcher Zeitung, 13.07.2016)
"Nachträgliche Publikations- und Rezeptionseffekte“ macht der Literaturwissenschaftler und wissenschaftliche Mitarbeiter im Schweizerischen Literaturarchiv, Magnus Wieland, als Grund für die Wirkungsmacht des so genannten „Eröffnungs-Manifest des Dadaismus“ von Hugo Ball aus. Sein Autor hatte es, einschränkend wäre zu sagen: wahrscheinlich, am berühmt gewordenen „1. Dada-Abend“ im Züricher Zunfthaus Zur Waag zur Erläuterung seiner damals im kubistischen Kostüm regelrecht ‚performten’ Lautgedichte als unangekündigtes Extra vorgetragen. Der Vortrag der Lautgedichte war auf dem gedruckten Veranstaltungsplakat als vierter Programmpunkt des Abends vermerkt. Und anders als das erst 1961 erstveröffentlichen Manifest wurden die Gedichte noch zu Balls Lebzeiten ausgiebig publiziert. Das vielfach handschriftlich korrigierte und mit Bleistift am Blattrand als „Erstes Manifest des Dadaismus“ bezeichnete Dokument, dessen Text wir in der Regel nur verzerrt, nach einer späteren Maschinenabschrift kennen, verschwand von der Wissenschaft weitestgehend vernachlässigt im Nachlass Balls.
Wielands in der NZZ vom 14. Juli 2016, genau einhundert Jahre nach besagtem Abend, veröffentlichter Text, weist anhand einer akribisch textkritisch und historisch durchgeführten Spurensuche an den originalen Dokumenten nach, was vermutlich auch für andere künstlerischen Säulen des Projekts Moderne gelten kann: die ursprünglichen Ereignisse und das, was Publikation und Rezeption aus ihnen im Wortsinn ‚machen’, divergieren, und das in oft regelrecht sinnentstellender Weise. Marcel Duchamps Konzept des Ready-mades, die Gründungserzählung der Conceptual Art, Beginn und Ende der Fluxus-Bewegung: vieles, was in den jeweiligen Fachgeschichten als zentraler Fakt erzählt und bis in die akademische Forschung hinein mitunter jahrzehntelang ungeprüft unter dem Siegel der historischen Bedeutsamkeit weiterkolportiert wird, entpuppt sich bei genauem Hinsehen als... Fiktion.
So war, was heute als wirkungsmächtiger und von zahlreichen Dada-Manifesten gefolgter Auftakt gefeiert wurde, laut Hinweisen aus Balls tagebuchartigem Text „Die Flucht aus der Zeit“, zudem aber auch aus der Biographie erhärtbar, eine an die Mitstreiterinnen und Mitstreiter im Geiste Dadas gerichtete Kündigung. Unter anderem mit den Lautgedichten im Programm absolvierten Ball und seine Lebensgefährtin Emmy Hennings im Spätsommer 1916 offenbar eine, vom Effekt her nur schwer vorstellbare, Lese-/Performance-Tour durch innerschweizerische Hotels, bevor sich das Paar zusammen mit Emmys Tochter Annemarie in den Tessin zurückzog. Zur Kunstrichtung avancierte der so genannte Dadaismus derweil durch andere. Und aus dieser Fiktion lässt sich – gerade im Jubiläumsjahr gut zu studieren – immer noch hervorragend Kapital schlagen.
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Wolfgang Brauneis, Hans-Jürgen Hafner
Das Richtersche Rakel-Treatment (Perlentaucher, 07.07.2016)
Ein kurzer Hinweis in eigener Sache: Wir freuen uns, dass heute im Perlentaucher der Essay von Wolfgang Brauneis und Hans-Jürgen Hafner zu Gerhard Richters "Birkenau"-Bildern erschienen ist.
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Gerhard Richter, Wolfgang Brauneis, Hans-Jürgen Hafner,
Hans-Jürgen Hafner
Outsider und so (zu Till Briegleb, Moderne Kunst - Wie man Eigensinn eingemeindet. Süddeutsche Zeitung, 04.10.2015)
So genannte ‚Outsider’ haben spätestens seit der breitenwirksamen Wiederentdeckung der seither und, vor allem nach ihrer Präsentation im Rahmen 55. Biennale von Venedig 2013, als Pionierin ungegenständlicher Malerei gehandelten Hilma af Klint Konjunktur im Kunstbetrieb, -handel und -diskurs. Das Wort Konjunktur ist dabei entscheidend. Es setzt Vergessen und reflexhaftes Wiedererkennen voraus. So neu, als wie es uns verkauft wird, ist das Phänomen nämlich nicht. Die umfangreiche Einbeziehung von Outsidern in Harald Szeemanns Ausstellung zur 49. Biennale von Venedig konnte noch 2001 nicht etwa als Novum sondern als Fortsetzung eines Projekts gelesen werden, das spätestens Ende der 1970er Jahre seinen Ausgang genommen und – pünktlich zur Kunstmarktkrise 1989 – im deutschen Sprachraum ‚gepeakt’ hatte.
Der Zusammenhang von Konjunktur und Kritik ist leider nicht Thema von Till Brieglebs Diskussionsbeitrag zum aktuellen Outsider-Craze. Jener gemeindet seit rund zehn Jahren für die Kunst ein, was trotz aktiver Händler_innen und Kurator_innen nicht bei Drei vom sprichwörtlichen Baum außerhalb ihres mittlerweile stark expandierten Verwertungsbereichs heruntergeklettert ist. Für die Süddeutsche Zeitung fragt Briegleb anlässlich der gemeinschaftlich von Falk Wolf und Kasper König kuratierten – und im Übrigen hochgeförderten – Ausstellung „Der Schatten der Avantgarde. Rousseau und die vergessenen Meister“ im Essener Folkwang Museum irritiert: „Warum soll man diese ganzen widerspenstigen Positionen des Eigensinns überhaupt in den Kanon der Moderne eingliedern, wo sie doch so offensichtlich in Opposition zu deren Dogmen standen?“ Und er gibt selbst die Antwort: „Wenn man diese Meister wirklich aus der Vergessenheit reißen möchte, dann wären sie als Feinde des rationalen Kanons, als Künstler, die Gott und das Unvernünftige nicht von der Bettkante stoßen, sehr viel besser für die Unsterblichkeit nominiert.“ In anderen Worten liegt das dissidente Potenzial nicht in, sondern außerhalb der Kunst, und entsteht als komplexes Bezugssystem dazwischen.
Viele andere Fragen wären darüber hinaus zu stellen, auch angesichts kürzlicher Ausstellungsprojekte zu den „Genialen Dilletanten“ im Haus der Kunst München oder „Atavismus und Avatar“ in der Kunsthalle Düsseldorf, die sich – von der Kritik weitgehend unbemerkt – um kuratorisch/methodische Legitimität in der Annäherung an ihren Gegenstand noch sehr viel weniger scheißen als das immerhin um eine Revision des Konzepts Outsider bemühte Essener Projekt. Das beträfe allerdings den Zusammenhang von Kritik und Konjunktur. Für erstere gäbe es dabei massiven Bedarf. Bedürfnisse und Konjunkturen scheinen aber seit längerem nicht mehr zusammenzuhängen.
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http://www.sueddeutsche.de/kultur/moderne-kunst-wie-maneigensinn-eingemeindet-1.2676190#6
Kunstkritik, Till Briegleb, Outsider Art,
Daniel Hornuff
Praxis Dr.Kunst geschlossen (F.A.Z.)
Mit der Gegenwartsbezogenheit der Kunst- und Kunstmarktsberichterstattung der Frankfurter Allgemeine Zeitung ist es seit geraumer Zeit nicht mehr ganz so weit her - es sei denn, Jeff Koons hat Geburtstag oder eröffnet wieder mal eine Ausstellung. Dann gibt es schon mal wieder Raum für Kritik wie für kollaterale Publicity. Allein deshalb muss ein Artikel wie Daniel Hornuffs „Praxis Dr. Kunst geschlossen“ als Nachruf auf die so genannte Artistic Research ins Auge stechen. Der Artikel ist ebenso rechtzeitig wie relevant. Außerdem erinnert er an eine Zeit, als das Feuilleton der F.A.Z. ästhetisch-künstlerischen Debatten (jenseits von vorrangig soziologisch oder historisch interessanten Fälschungs- oder Restitutionsproblematiken) noch offen stand. Hornuffs Artikel ist relevant, weil er die Crux institutionell und politisch gewollter Nützlichkeitssimulation zusammenfassend schildert, die die diversen Praktiken der Artistic Research eint. Zugleich vermeidet er es diesen künstlerischen Ansatz gleich per se auf seine Eignung zum Ideologem einer in der Tat ja eindimensional ökonomistisch gewordenen Kulturpolitik zu reduzieren. Und er ist rechtzeitig mit seiner Diagnose des derzeitigen Zustands der Artistic Research als einem - dank der „Verschaltung von Politik, Verwaltungspraxis und Kunsttheorie“ - bloßen „Selbstbestätigungsprojekt“. Höchste Zeit wäre allerdings - gerne in aber auch außerhalb der F.A.Z. - Hornuffs Behauptung zu diskutieren, ob es wirklich ein Glück bedeutet, dass diese (Rück-)Entwicklung dieses gleichwohl in der künstlerischen Aus- und Weiterbildung ungebrochen populären Forschungsmythos an den, offenbar immer noch nur männlichen, „Künstlern“ tatsächlich, wie er sagt, „weitgehend spurlos“ vorbei gegangen wäre.
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Daniel Hornuff, Artistic Research,
Hans-Christian Dany
Oswald Wiener: Wissenschaft und Barbarei gehen sehr gut zusammen (Spike Art Quarterly)
Wenn sich Oswald Wiener und Hans-Christian Dany zum Gespräch treffen, dann geht es nicht nur um Kybernetik und Dandytum (und deren Zusammenhang) sondern früher oder später auch um Kunst. Und dann kommen Aspekte zur Sprache, über die sich weiter nachzudenken lohnt, wie deren Degeneration zu einem "Verblüffungsunternehmen", das gegensteuernde Idiotentum oder Interesse und Neugier als vielleicht altmodische aber doch nachwievor letztgültige Kriterien. Was selbstredend nicht heißen soll, dass die anderen Sequenzen dieser höchst kurzweiligen, in der vorvorletzten Ausgabe des Spike Art Quarterly abgedruckten Konversation, sei es über die Kybernetik als "Neuheitenverhinderungsmechanismus" oder den Dandy als Metaphysiker, nicht minder anregend wären.
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Hans-Christian Dany, Oswald Wiener, Interview,
Georg Imdahl
Weniger ist mehr (Süddeutsche Zeitung)
Würde sich der Ausstellungsbetrieb vom Streben nach Masse, Wachstumsraten und Unübersichtlichkeit abwenden, wäre dies, so Georg Imdahl jüngst in der SZ, nicht zwangsläufig gleichzusetzen mit einer Flucht vor der Beschäftigung mit der immer unübersichtlicheren Welt da draußen. Schon gar nicht dann, wenn Großausstellungen wie die documenta, die sich eigentlich der Gegenwartskunst verschrieben haben, gleichzeitig immer häufiger zu historistischen und retromanischen Angelegenheiten werden. Als erste Maßnahmen gegen die dadurch ausgelösten Ermüdungserscheinungen empfiehlt Imdahl Konzentration, Ausscheren aus festgetretenen Wegen und Besinnung auf das Hier und Jetzt. Hoffen wir, dass er Gehör findet.
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http://www.sueddeutsche.de/kultur/mega-ausstellungen-weniger-ist-mehr-1.2556476
Ulf Erdmann Ziegler
Dieses nicht und jenes auch nicht (Perlentaucher)
Es sei dahingestellt, ob Ulf Erdmann Zieglers polemische, ja vernichtende Kritik zu Isa Genzkens Einzelausstellung im MMK Frankfurt im Detail gerechtfertigt ist. Und doch wird an einer Stelle wie dieser einmal mehr deutlich wie verhalten Kunstkritik in der Regel - und, warum auch immer, im Gegensatz zur Film-, Musik- und Theaterkritik -, daherkommt und wie sehr sich die von Hanno Rautenberg bereits anno 2007 formulierte "Feigheit der Kritiker" zu einer Routine des Abnickens entwickelt hat, die langfristig nicht nur dem Diskurs sondern auch der Produktion wenig zuträglich ist. Inwieweit seitens der Kunstkritik im Zuge einer allgemein akzeptierten Kanonisierung eines Ouevres direkt Freifahrtscheine für folgende Werkgruppen mitgeliefert werden, ließe sich exemplarisch am Spätwerk von Genzkens ehemaligem Professor und Gatten Gerhard Richter veranschaulichen, dessen Bilderzyklen im hiesigen Feuilleton selbst dann kollektiv durchgewunken werden, wenn sie, wie zuletzt, Fotografien aus dem Vernichtungslager Ausschwitz-Birkenau bagatellisieren. Ziegler schaut ein zweites Mal hin und lässt die ein oder andere grundlegende Frage so lange im Raum stehen bis sein Blut in Wallung gerät - sei es ob der Konfrontation mit dem gefühlten "irgendwie" oder aber der schlichten Tatsache, dass (auch) zu dieser Museumsausstellung keine Publikation produziert wurde. Dieses Insistieren sollte eigentlich nicht der Rede wert sein. Ist es aber.
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https://www.perlentaucher.de/maluma-und-takete/dies-nicht-und-jenes-auch-nicht.html
Kunstkritik, Ulf Erdmann Ziegler,
Bonn, Kunstmuseum
New York Painting
Mythen und Zombies sind zäh. Besonders zäh macht sie, dass ihnen mit Vernunft kaum beizukommen ist, weswegen sie sich als Gegenstand kulturindustrieller Verwertung besonders eignen. Zugleich dem Mythos New York und der, wenn es nach dem Kunstkritiker Jerry Saltz geht, längst in den Status des Zombiehaften eingetretenen Malerei huldigt in Kürze eine thematische Gruppenausstellung im Kunstmuseum Bonn, deren Titel praktischerweise „New York Painting“ lautet, die zwei Fliegen, Mythos und Zombies, also mit einer einzigen Klappe erwischt. Mit Vernunft dürfte diesem Projekt gleichwohl aber beizukommen sei, verwechselt es laut Ankündigungstext doch allzu offensichtlich und konsequent Ursache und Wirkung (sprich: um ungeschoren davonzukommen). Es sucht sein Heil nicht in museal-rationaler kunst-, diskurs- und sozialgeschichtlicher Rekonstruktion eines kulturellen Phänomens – wie das von einem Museum vielleicht auch heute noch zu erwarten sein könnte – sondern behilft sich mit Wundern. Demnach wäre New York trotz Globalisierung die weltweite Metropole Nummer Eins, die Malerei trotz ihres von Seiten der Kunsttheorie einst ausgestellten Totenscheins so lebendig wie nie zu vor. Kunst, die Malerei aus New York ist, wäre entsprechend die allerbeste seit mindestens dem Abstrakten Expressionismus und/oder der Pop Art. Aber selbst wenn es, in Katja Ebsteins Worten, immer wieder Wunder gäbe, gibt es heute kaum mehr jemanden, der noch an sie glauben könnte – als allerletzte die am Projekt beteiligten Künstlern, zu denen, auch wenn der Text davon schweigt, auch weibliche Künstler, allesamt MalerInnen aus New York, zählen. Sie hält man in Bonn für zeigenswert, weil sich diese Generation „nicht mehr von außen vorschreiben lässt, was künstlerisch zu tun oder zu lassen ist.“ So viel Selbstbestimmtheit geht wahrscheinlich wirklich nur in New York! Wenn da nicht, wo sonst?
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http://www.kunstmuseum-bonn.de/nocache/ausstellungen/vorschau/info/ex/new-york-painting-2463/
Malerei, Gegenwartskunst, New York Painting,
Liz Stinson
An Amazing Discovery: Andy Warhol's Groundbreaking Computer Art (Wired)
Während digitale Tools aus unser aller Alltag nicht mehr wegzudenken sind, werden sie, Stand Frühjahr 2015, von einem frappierend großen Anteil zeitgenössischer Künstler/innen zwar nicht zur Verwaltung aber zur Produktion ihrer Werke nach wie vor explizit gemieden. Zumindest ist dies der Eindruck, den man zwangsläufig an mutmaßlich repräsentativen Orten wie der momentan laufenden Art Cologne gewinnt. Grund genug an den vor ziemlich genau einem Jahr bekannt gewordenen Archivfund zu erinnern, die legendären Floppydisks mit der Computerkunst des Early Adopters Andy Warhol - für den im übrigen keine Kunsthistoriker sondern der Künstler Cory Artangel verantwortlich zeichnete.
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http://www.wired.com/2014/04/an-amazing-discovery-andy-warhols-seminal-computer-art/
Kunstgeschichte, Revision, Computerkunst,
Christian Höller
Trust the Network, Not the Document (springerin)
Die ambivalente Karriere des Begriffs „Post-Internet-Art“ samt der damit identifizierten Kunst scheint, was die Auseinandersetzung damit im bürgerlichen Feuilleton wie in der Kunstpresse vom altgedienten Art Magazin bis hin zu fachspezifischen Blogs betrifft – und wie sich an der medialen Rezeption mit den offenbar Genre definierend gemeinten Ausstellungen „Speculations on Anonymous Materials“ und „Inhuman“ im Fridericianum Kassel, der Berichterstattung um das kuratorische Team der aktuellen, neunten Ausgabe der Berlin Biennale, die Künstlergruppe DIS, oder der diesjährigen Triennale im New Yorker New Museum zeigt –, geradezu symptomatisch für ein Verschwinden der Möglichkeit eines kritischen Diskurses überhaupt zu stehen. Egal, ob er in der Theorie oder qua künstlerischer Praxis, aber jedenfalls immer ‚innerhalb’ und zu den Bedingungen des omnipräsent gewordenen Netzes, als alles integrierender site der Produktion, Zirkulation und Verwertung geführt wird. In einem wichtigen Referenztext zum Thema „Trust the Network, Not the Document. Zur Flüchtigkeit von Digitalität und Netzwerkästhetiken“ rekonstruiert der Redakteur und Mitherausgeber des österreichischen Kunst- und Diskursmagazins Springerin, Christian Höller, die kurze, wenngleich komplexe Diskursgeschichte von um Konzepte wie „Postinernet“, „New Aesthetic“ und „Flatness“ entwickelten Ästhetiken, die mit dem Spannungsfeld zurechtkommen möchten, in das die Kunst im Zuge der Digitalisierung sämtlicher Lebensbereiche geraten ist – ohne darin allzu positive Aussichten zu finden.
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http://www.springerin.at/dyn/heft.php?id=85&pos=1&textid=2886&lang=de
Post-Internet-Art, New Aesthetic, Christian Höller,
Kito Nedo
Furchtlos im Datenstrom (Weltkunst)
Die Rede von der Post-Internet-Art hat seit nunmehr rund fünf Jahren einen inhaltlich ebenso vagen Platz im Kunstjargon wie sie dem kommerziellen und institutionellen Marketing einer aktuellen und paradoxerweise Ding-basierten Kunstproduktion unter massivem Einsatz neuester, meist computerunterstützter Techniken dient. Kunstjargon und Marketing sind tatsächlich gleichermaßen durch die Art und Weise geprägt ist, wie sich das Wesen von Kommunikation und Information durch die zunehmende Digitalisierung sämtlicher Lebensbereiche verändert hat und in einem, vor allem statistisch akkzelerativem Ausmaß weiterhin ändern wird. Es läge insofern nahe, das Verhältnis von Kunst und ihren Verwertungsformen als kulturellen Sonderfall (gesellschaftlicher) Arbeit im Spannungsfeld einer unter das Diktat des Ökonomischen geratenen Welt zu betrachten. Diese Perspektive deutet Kito Nedo in seinem umsichtigen Versuch einer kurzen Geschichte der Post-Internet-Art für das im Zeitverlag erscheinende Traditionsmagazin Weltkunst zumindest an, macht allerdings lediglich eine gemeinsame und grundsätzlich affirmative „Haltung“ als verbindendes Charakteristikum sonst hinsichtlich konzeptueller Platzierung und materialer Ausführung der individuellen Ansätze durchaus vergleichbar verfahrender künstlerischer Projekte, etwa von Lizzie Fitch, Katia Novitskova, Timur Si-Qin oder den Künstlergruppen Aids-3D, DIS und GCC aus.
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Post-Internet Art, New Aesthetic, Kito Nedo,
Hito Steyerl
Duty-Free Art (e-flux Journal)
„Die Möglichkeitsbedingungen der Kunst“, schreibt Hito Steyerl in ihrem Beitrag „Duty-free Art“ für die März-Ausgabe des e-flux Journals, „finden sich mittlerweile nicht mehr nur im elitären ‚Elfenbeinturm’ sondern in von Diktatoren finanzierten Stiftungen für Gegenwartskunst, in den Steuersparmodellen von Oligarchen und Waffenproduzenten, im Ertrag eines Hedge Fonds, in der Verschuldung von Kunststudierenden, in geleakten Datenschatzkammern, in Spam-Ansammlungen und den aus Unmengen unbezahlt geleisteter freiwilliger Arbeit entstandener Produkte (...)“. Kunst wirkt nach dieser Diagnose also konstruktiv an den herrschenden Verhältnissen mit und ist untrennbar mit ihnen verbunden. In ihrem Plädoyer für eine Kunst jenseits ihrer Indienstnahme – „to have no duty“ – kartographiert die Künstlerin und Aktivistin das verstärkte Vorkommen der Kunst in einer parallel zum herkömmlich öffentlichen Raum des Museums (und mithin dem genuin öffentlichen Charakter der Kunst) existierenden, geheimen Zone aus Transportkisten, Freilagern und die Privatisierung des Öffentlichen vorantreibenden Geld- und Informationsströmen. Dabei geht es Steyerl um nichts weniger als eine Neudefinition des Wesens und der Funktion zeitgenössischen Kunst, die – anstatt die „konstruktive Instabilität“ als Hauptkennzeichen der herrschenden Verhältnisse zu stabilisieren – an der Perspektive eines zukünftig Öffentlichen arbeitet.
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http://www.e-flux.com/journal/duty-free-art/
Kunstmarkt, Gegenwartskunst, Hito Steyerl,
Andrew M. Goldstein
Interview mit Stefan Simchowitz (Artspace)
Stefan Simchowitz repräsentiert wie kein Zweiter einen vielbeschworenen neuen Typus des Kunstsammlers, den sog. "Art Flipper". Seiner Meinung nach führt die breitenwirksame Bedeutung der social media seit etwa 2006 zu einer "Fragmentierung" des lange Zeit von Kurator/innen und Kritiker/innen definierten Kunstbetriebskontextes. Und bietet Raum für einen neuen Unternehmertypus, der, alternativ zum Art Consulter traditionellen Zuschnitts, jedoch ohne einen Nachweis besonderer Expertise oder Professionalität, gleichzeitig Galerien, Sammler/innen und Künstler/innen berät. Die Frage ist, ob nicht gerade an diesem neuralgischen Punkt Kunstvermittlung im "klassischen", potentiell historisch bzw. theoretisch unterfütterten Sinne obsolet wird und Simchowitz' Credo "I can just see it. I can feel it." der Weisheit letzter Schluss ist - oder ob sein Modell gleichzeitig eine Anleitung zum Aufbrechen verkrusteter Strukturen sein kann.
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http://www.artspace.com/magazine/interviews_features/stefan_simchowitz_interview
Kunstmarkt, Stefan Simchowitz,
Caro Bittermann, Katrin Plavcak, Claudia Zweifel
The History of Painting Revisited
Einen zweiten Blick auf die Geschichte der Malerei unternehmen Caro Bittermann, Katrin Plavcak und Claudia Zweifel mit ihrem archivarischen Projekt "The History of Painting Revisited". Sie konzentrieren sich dabei auf Malerinnen, deren Werk - das bringt eine patriarchale Geschichtsschreibung mit sich - in der überlieferten Kunstgeschichte, wenn überhaupt, nur am Rande Berücksichtigung fanden. Auch wenn einige der behandelten Malerinnen, wie Hilda af Klint, Florine Stettheimer oder Charlotte Salomon, in den vergangenen Jahren dank Ausstellungen oder Publikationen (neu) entdeckt werden konnten, klaffen in dieser Hinsicht nachwievor große Lücken, die dank Initiativen wie dieser schrittweise geschlossen werden können. Es gibt noch einiges zu tun.
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http://thehistoryofpaintingrevisited.weebly.com
Kunstgeschichte, Revision, The History of Painting Revisited,
Museum of Modern Art, New York
The Forever Now: Contemporary Painting in an Atemporal World
Gut zehn Jahre nach Beginn des Malereihypes ist scheinbar der Punkt erreicht, an dem der Ewigkeitsanspruch der (Gegenwarts-)malerei an die - institutionell gesehen - ganz großen Glocken gehängt wird. Painting Forever! hieß es 2013 gleich in vier Berliner Institutionen, inklusive der Neuen Nationalgalerie, The Forever Now heißt es 2015 im MoMA. Die Erläuterung des Untertitels der New Yorker Schau - Contemporary Painting in an Atemporal World - weckt an manchen Stellen des Pressetextes ungute Erinnerungen an die "Große Deutsche Kunstausstellung". Dann etwa, wenn Zeitlosigkeit ("A-temporality, or timelessness"), Absage an Zeitgenossenschaft ("contemporaneity as an indicator of new form is nowhere to be found") oder die Wiederbelebung vergangener Ausdrucksformen ("reanimating historical styles") als Hauptmerkmale einer Form von Gegenwartskunst ausgewiesen werden, die sich in erster Linie über das Verschleiern der Gegenwart definiert.
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http://www.moma.org/visit/calendar/exhibitions/1498
Malerei, Gegenwartskunst, The Forever Now,
Roger Denson
PostPictures: A New Generation of Pictorial Structuralists (Huffington Post)
Roger Denson porträtierte Ende 2013 in der Huffington Post eine Reihe von Künstler/innen, die ihre Bilder mittels 3-D-Computergrafik erzeugen - unter anderem Claudia Hart, Shane Mecklenburger, Jonathan Monaghan und Katie Torn. Den Anlass dafür liefert die Gruppenausstellung PostPictures: A New Generation of Pictorial Structuralists in der New Yorker bitforms gallery. Neben seinen Kurzporträts untersucht Denson das Verhältnis der Postpictures Artists zu den - 1978 in Douglas Crimps legendärer, ebenfalls in New York organisierter Ausstellung gezeigten - Picture Artists (Cindy Sherman, Sherrie Levine, Richard Prince u.a.) und den damit verbundenen Fragen nach der Reflexion über die (Möglichkeiten der) Bildherstellung und der Abgrenzung zur zeitgenössischen Bildproduktion in der Angewandten Kunst.
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http://www.huffingtonpost.com/g-roger-denson/postpictures-new-models-f_b_4437381.html
Gegenwartskunst, CGI, Roger Denson,
Hanno Rautenberg
Die Feigheit der Kritiker ruiniert die Kunst (Die Zeit)
Bereits 2007 beschrieb Hanno Rautenberg in der Zeit, was es bedeutet, wenn Kunstkritiker/innen mehr und mehr ihre Bedeutung als Kampfgefährt/innen, Perlentaucher/innen und Theoretiker/innen verlieren - einfach weil die Jobs bereits von anderen Protagonist/innen (mit Partikularinteressen) innerhalb des Betriebs übernommen worden sind. Er warnte vor den Folgen (finanzieller) Abhängigkeiten innerhalb des Kunstbetriebs und forderte neue Grenzziehungen als Voraussetzung für unabhängiges kunstkritsches Arbeiten. Dass sich die Situation acht Jahre später - vorsichtig formuliert - nicht wirklich gebessert hat und sein Plädoyer für den Kritiker "als Vorurteilsbeurteiler, Erwartungsgeograf und Grenzschützer" verhallt zu sein scheint, stimmt uns durchaus nachdenklich.
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http://www.zeit.de/2004/05/Kunstkritik
Kunstkritik, Hanno Rautenberg,
Hans-Jürgen Hafner
Was macht eigentlich das Kino?
Thorsten Schneider
Kuglers Todesliste
Wolfgang Brauneis
Schaut auf eure Gespenster
Philipp Höning
Mit dem Holzhammer (Hammer Museum L.A., 2017)
Vergiss alles, was du weißt. dann,
Philipp Höning
Have You Seen Metropolis? (Chris Burden und Jason Rhoades in L.A., 2017)
Ein aufgeregter Wachmann chinesischer Herkunft kommt im Museum auf mich zu und fragt mich: Have you seen Metropolis?
Wolfgang Brauneis
A Young Person's Guide To Die Wait Watchers
Eine Überblick, in Form einer kommentierten Diskographie, über die Produktionen der Wait Watchers, der Combo des Bildenden Künstlers und Musikers Tim Berresheim. Veröffentlicht im Rahmen des Meakusma-Festivals 2018.
Barbara Buchmaier & Hans-Jürgen Hafner
Hallo, Museum
Beim Vorhaben eine Rezension über die revisionistisch angelegte, im Zuge des größer angelegten Projektes "Museum Global" organisierte Ausstellung "Hello World" im Hamburger Bahnhof zu Berlin zu schreiben, kamen Barbara Buchmaier und Hans-Jürgen Hafner – was angesichts sowohl des Themas und als auch des Ortes wenig überrascht – von Hölzchen auf Stöckchen. Und fabrizierten letztlich um die Ausstellungsbesprechung im eigentlichen Sinne herum einen Essay, in dem einige dringliche Fragen, die sich im Zuge ihrer Beschäftitung mit "Hello World" stellten – über den Kunst- und Museumsbetrieb unter postdemokratischen, globalisierten Prämissen, die Notwendigkeit, aber auch die Fallstricke kunst- und museumsgeschichtlicher Revision, über Machtverhältnisse und Vermittlungsfragen im allgemeinen oder identitätspolitische und postkoloniale Diskursen im besonderen –, behandelt werden. Schließlich geht es ja, wie wir wissen, ums Ganze.
Hans-Jürgen Hafner
Aufs Unendliche setzen. Spuren des künstlerischen Projekts von Catherine Christer Hennix
Ein Feature anlässlich der Ausstellung "Catherine Christer Hennix. Traversée du Fantasme" (Amsterdam, Stedelijk Museum, 16.2.-27.5.2018)
Wolfgang Brauneis
Das Werk des Henry Flynt. Nebengeräusche, Grauzonen und Randbereiche
Henry Flynt, Erfinder der Concept Art, Produzent von New American Ethnic Music und überzeugter Creep, gilt nicht ganz zu Unrecht als verschrobener Sonderling und wird demnach, anders als seine (wiederentdeckten) zeitweiligen Mitstreiter Tony Conrad und Jack Smith, sowohl von der kunstkritischen als auch -historischen Zunft - selbiges gilt für die Kolleg/innen aus der Abteilung Musik - regelmäßig und gerne übersehen. Seine erste institutionelle Einzelausstellung im Kunstverein Düsseldorf im Herbst 2012 (der, wie zu erwarten war, eine recht überschaubare Anzahl an Rezensionen gewidmet wurde) bot den Anlass für ein Porträt des großen Solitärs, Musikers, Künstlers, Philosophen, Soziologen, Politaktivisten und Mathematikers im Kunstteil der Musikzeitschrift Spex. To be continued.
Anna M. Storm
Antagonistische Avantgarde. Die "Köpfe" des amerikanischen Malers Holmead
Eine Rezension der Ausstellung "Holmead" (Wuppertal, Von der Heydt-Kunsthalle, 19.2.-7.5.2017)
Christian Werthschulte
(right now, please) Warum die digitale Gegenwart irgendwie auch nicht besser als die analoge geworden ist
Internet und Digitalisierung funktionieren wie ein Popsong - ein Versprechen, deren Einlösung immer wieder aufgeschoben wird, eine Projektionsfläche, sowohl für utopische Euphorie als auch für ignoranten Kulturpessimismus. Das Sprechen über Digitalisierung und das Netz fällt uns schwer, weil die Form von Technologie nicht ohne ihren polit-ökonomischen und sozialen Rahmen zu denken ist. Vielleicht sprechen wir letztlich über ein altes Problem: Was ist die Basis, was der Überbau, wie verhalten sie sich zueinander? Oder sind ein anderes Computing und ein anderes Netz möglich? Und falls ja, wie kommen wir dorthin?
Eine gekürzte Version von Christian Werthschultes Text aus der - von ihm mit herausgegebenen - testcard #24 (Bug Report: Digital war besser), der auch Thema seiner Vorträge bei IFB-Veranstaltungen in Aachen und Düsseldorf war.